Polen erwarten Vernunft und Verhandlungslösung
Die polnische Regierung ist offensichtlich vom Kriegsbeginn überrascht worden, denn erst am Donnerstagnachmittag gab Außenminister Skubiszewski eine Erklärung ab, in der die Erwartung geäußert wurde, daß der Konflikt am Golf nur kurz dauere. Es müßten alle Verhandlungsmöglichkeiten für eine Lösung nach internationalem Recht genutzt werden. Auch gelte es die Zivilbevölkerung im Irak und anderen Staaten der Region zu schützen.
Inzwischen sagte Präsident Walesa seine Reise zum Vatikan sowie alle anderen in der nächsten Zeit geplanten Besuche ab. Er lehnte nochmals einen Einsatz polnischer Truppen am Golf ab. Eine solche Entscheidung hatte bereits zu Beginn der Kriegsvorbereitungen das Verteidigungsministerium getroffen. Zur humanitären Hilfe wurden zwei Lazarettschiffe abgestellt, die seit Donnerstag im den Golf sind.
Während einer Meinungsumfrage hatten nur 13 Prozent eine Teilnahme polnischer Truppen am Golfkonflikt befürwortet. 55 Prozent der befragten Polen stimmten für eine friedliche Lösung des Konflikts, eine Mehrheit, deren Stimme auf der internationalen Bühne keine Berücksichtigung fand. 28 Prozent der Befragten hatten sich für Gewaltanwendung eingesetzt.
Das polnische Fernsehen, das am Donnerstag ab 10 Uhr die Hurra-Kriegsberichterstattung der US-Fernsehgesellschaft CNN direkt übertrug, blendete sich zu Mittag wieder aus. Seitdem werden eigene, sachliche und unkommentierte Nachrichtensendungen verbreitet.
Aus Furcht vor Terroranschlägen im Zusammenhang mit dem Golfkrieg wurde in Polen die Bewachung strategischer Punkte verstärkt. In der Eisenbahn, in internationalen Hotels und an anderen gefährdeten Punkten werden Personenkontrollen vorgenommen.
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