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Alteigentümer walzte Gärtnerei einfach nieder

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Strausberg (ADN/ND). Mit Bulldozern hat ein Alteigentümer in Fredersdorf bei Berlin seine Ansprüche durchsetzen wollen. Er nutzte den Krankenhausaufenthalt einer Gärtnereibesitzerin aus, um deren Betrieb niederzuwalzen. Thomas Seh. aus West-Berlin erhebt Anspruch auf die Gärtnerei Grunow, die einst seinem Vater gehört hatte. Dieser hatte 1956 die DDR und damit die kleine Gärtnerei nebst Haus, Scheune und Garage verlassen. Die Grunows bekamen das Gelände von der Kommune zur Miete

angeboten und bauten die Gärtnerei um mehrere Gewächshäuser aus. Herbert Grunow starb im Dezember 1991, seine Frau Vera führte den Betrieb mit reduzierter Zierpflanzenproduktion weiter, gibt ihn aber zum Jahresende auf.

Thomas Seh. jedoch wollte nicht warten. Am Morgen des 2. März, so wurde jetzt erst bekannt, rückte er mit schwerer Räumtechnik an. Das Zerstörungswerk währte drei Tage, Seh. schwang selbst die Axt. Über 50 Blaufichten zwischen 5 und 6 Metern Höhe wurden gerodet. Die

einem Interessenten zugedachte intakte Heizungsanlage eines Foliengewächshauses wurde zu Zaunpfählen verarbeitet, das Folienhaus plattgemacht - alles unter den Augen der machtlosen Grunows und festgehalten durch ein privates Filmteam, das nach Ansicht der Fredersdorfer Gärtnerfamilie eine „Verwahrlosung“ des Betriebes dokumentieren sollte. Die alarmierte Polizei von Strausberg blieb dem Tatort fern und erklärte sich gegenüber der Grunow-Tochter für nicht zuständig, es handele sich um

eine Zivilrechtssache. Eine erste einstweilige Verfügung wurde dann vom Kreisgericht Strausberg gegenüber den Geschädigten wegen „Unglaubwürdigkeit“ abgelehnt. Erst die eidesstattliche Erklärung der Familienmitglieder führte zu einer Verfügung, die dem Berliner Baumschulgärtner inzwischen jeden Zugriff auf das Eigentum der Witwe untersagt, die noch immer rechtmäßige Mieterin des Geländes ist. Vera Grunow wohnt jetzt bei ihren Kindern.

(Kommentar Seite 8)

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