nd-aktuell.de / 28.03.1992 / Kommentare / Seite 2

War anderer Weg der DDR möglich?

Ich stimme Prof. Dr. Rolf Gutermuth zu (ND vom 24. 3.), daß Pauschalurteile, wie Wolfgang Tem-

dienste und Militär“, Fehlinformation und kurzfristige Einberufungen unter Anerkennung der alten NVA-Musterungen, um die aufschiebende Wirkung der Kriegsdienstverweigerung zu verhindern. Die neueste Masche zur Reduzierung der EDV-Zahlen besteht im Vernichten alter Verweigerungsanträge aus den NVA-Akten. Jede Äußerung, ob mündlich oder schriftlich, aus der ersichtlich ist, daß es sich um einen Kriegsdienstverweigerungsantrag handelt, muß nämlich bearbeitet werden. Dieser Antrag hätte aufschiebende Wirkung...

Zum Verweigerung gehört Mut und Beharrungsvermögen. Aber wer die Hilfe einer Beratungsstelle sucht, der schafft es in aller Regel. Kriegsdienstverweigerung ist ein elementares Menschenrecht. Es muß jedoch erkämpft und geschützt werden.

plin sie abgibt (ND vom 21./22. 3.) gefährlich sind. Sie werden der Geschichte, wie sie gewesen ist, nicht gerecht.

Den jungen Leuten, die den 2. Weltkrieg erlebt und überlebt hatten, mußte Antifaschismus nicht verordnet werden. Zum Anfang der DDR gehört, daß es den Enthusiasmus der Gründergeneration gegeben hat. Es gab Erwartungen und Hoffnungnen, und es gab den (Sozialistischen Traum.

Geschichte der DDR, das waren Aktivistenbewegung, freiwillige Ernte- und Arbeitseinsätze und -Reglementierung und Zwang. Geschichte der DDR, das waren Zustimmung und Unterstützung und - Abwarten, Anpassung, Ablehnung, Widerstand und Verfolgung.

Heute wissen wir, daß von Anfang an Stalinismus mit im Spiel war. Doch, welche Auswahl gab es denn? Da war die Besatzungsmacht, die hatte die Macht und das Sagen. Und es ergibt sich die Frage: War ein anderer Weg der DDR, in Ostdeutschland, möglich, ein von der Sowjetunion abgehobener und von ihr tolerierter Weg?

Joachim Niemann, Schwerin, 2762