Gechlorte Lunge

Asthma nach dem Schwimmbad-Besuch?

Chlor in Schwimmbädern macht Kinder anscheinend anfälliger für Asthma. Einer Untersuchung belgischer Wissenschaftler zufolge reagiert das Chlor, das dem Badewasser zur Desinfektion zugesetzt wird, mit dem Urin und Schweiß der Badegäste zu gefährlichen flüchtigen Verbindungen. Diese schädigten beim Einatmen die Schutzschicht der Lunge, Asthma auslösende Stoffe könnten dann leichter in die Lungen eindringen, schreiben die Forscher im Fachblatt »Occupational and Environmental Medicine« (Bd. 60, S. 385). Bislang empfahl man gerade Asthmatikern das Schwimmen, weil man annahm, dass die feuchte und warme Luft wenig allergene Stoffe enthält. Die Wissenschaftler um den Toxikologen Alfred Bernard von der katholischen Universität Louvain (Brüssel/Belgien) überprüften nun diese Annahme. In Blutproben von mehr als zweihundert belgischen Schulkindern, die regelmäßig am Schwimmunterricht teilgenommen hatten, bestimmten sie den Gehalt bestimmter Lungenproteine. Diese Proteine sammeln sich im Blut, wenn das Lungengewebe geschädigt wird. Je häufiger die Kinder sich im Schwimmbad aufgehalten hatten, desto mehr »Markerproteine« fanden die Wissenschaftler in ihrem Blut. Um zu überprüfen, ob regelmäßiges Schwimmen wirklich die Entstehung von Asthma begünstigt, werteten die Wissenschaftler Daten einer früheren Studie aus: Damals wurde die Asthma-Häufigkeit bei 1800 Schulkindern aus Brüssel ermittelt. Sie verknüpften diese Daten nun mit Informationen der Schuldirektoren über die Häufigkeit des Schwimmunterrichts. Und tatsächlich: Je öfter die Kinder Schwimmbäder besucht hatten, desto eher entwickelten sie Asthma. Die Zunahme der Atemwegserkrankung unter Kindern in den Industrieländern könne also durchaus mit den Chlordämpfen in Schwimmbädern zusammenzuhängen, schreiben die Wissenschaftler. Bis der Zusammenhang endgültig bewiesen sei, sollten chlorfreie Desinfektionsmittel verwendet und ...

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