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Warum?

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Auf einmal öffnen sich die Hände, die uns gestreichelt haben, und wir klatschen raus wie 'ne heiße Kartoffel. Aus Gründen, die wir gar nicht kennen. Trotzdem, es ist wunderbar, so eine Anerkennung. Die Leute kommen, und es hilft uns vielleicht.

Gab es nicht eine winzige Sekunde, wo Sie nachdachten, was diese Auszeichnung rechtfertigt?

Doch. Unser Ensemble. Das ist schon ein großer Vorzug, so lange und so gut zusammenzuarbeiten. Man sieht's dann an den Aufführungen. Ich weiß, daß das jetzt bemißtraut wird: „Ensemble“. Aber ich halte es schon für wichtig, daß Qualitätsmaßstäbe, die von Inge Keller, Käthe Reichel, Elsa Grube-Deister oder Lissy Tempelhof hier gesetzt wurden, noch früher von Trude Bechmann oder Lisa Macheiner und natürlich auch von vielen männlichen Kollegen, weitergegeben werden. Gerade auch an die jungen Leute. Und das nicht durch Reden oder Angucken, sondern durchs miteinander Austragen. Ich denke, das spürt der Zuschauer, wie hier alles zusammengeht.

Der Zuschauer hat Sie in vielen großen Rollen am Deutschen Theater gesehen, in Filmen, in Fernsehproduktionen. Aber im Herbst 1989 sind Sie, wie andere Ihres Fachs, „aus ihren Rollen herausgetreten“ und direkt politisch wirksam geworden. Was war der Grund?

Meinen Knick, was den sozialistischen Entwurf betraf, hatte ich schon 1968 wegbekommen, als ich sah, daß Konflikte in den sozialistischen Ländern nicht politisch gelöst wurden. Ich meine den Einmarsch in die CSSR, das war das Schlimmste. Aber ich ging nicht auf die Straße, ich wurde nicht eingesperrt, wie andere. Das hat dann sehr lange geschwelt.

Ich habe gearbeitet, ehrgeizig wie man ist, und keine Antworten gefunden. Im Herbst '89 aber sind wir dann richtig „aus unseren Rollen herausgetreten“. Heute wer-

den wir dafür verdammt und bejubelt, je nachdem. Als hätten wir die Wende mit dem 4. November gemacht. Wir haben unseres nur dazu getan.

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