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  • Politik
  • Die heute startende Zeitung „Die Woche“ hat sich einer starken Konkurrenz durch die „Wochenpost“ zu erwehren

Mit Lebensgefiihl und neuem Outfit in den Westen

  • Frank Stur
  • Lesedauer: 3 Min.

„Das Duell ist eine der schön- ? sten und dümmsten Arten der Auseinandersetzung “, versucht Mathias Greffrath eine in den letzten Tagen immer wieder aufkommende Frage zu entschärfen: Sind Westausdehnung und Neugestaltung seiner „Wochenpost“ als Antwort auf die heute erstmals erscheinende Postille „Die Woche“ zusehen?

Zwar verneint „Wochenposf'-Chefredakteur Greffrath diese Frage. Doch schon vor der neuen Konkurrenzsituation beteiligte er sich an dem albernen Hickhack um die Starttermine. Letztlich fielen die Premiere von „Die Woche“ und der „Wochenpost“-Gang Richtung West auf den heutigen Tag.

Als Wegzehrung für diese Wanderung mit Ungewissem Ausgang gab ihr Grüner+Jahr - Eigentümer des herausgebenden Berliner Verlages eine zwei-Millionen-Mark-Werbekampagne mit sowie die Versicherung für weitere Unterstützung. Als zusätzliche Auffrischung verpaßte sich die bislang in schwarz-weißblau daherkommende Wochenzeitung ein neues Gewand. Farbe und kleineres Format sind wohl die auffälligsten Änderungen. Geblieben ist der grundsätzliche Seitenaufbau, damit verbunden auch ein Markenzeichen: der „enzyklopädische Rand“ auf jeder Seite. Fotos erscheinen weiterhin in schwarz-weiß. Trotz dieser wenigen Änderungen wirkt die 39jährige

Berlinerin jünger, moderner und übersichtlicher - westlicher.

Im inhaltlichen Bereich werden sich rund 40 Redaktionsmitglieder vorrangig an dem orientieren, was die „Wochenpost“ schon in der DDR so lesenswert machte: schreiben aus der Sicht einfacher Menschen. „Lebensgefühl mitzuteilen“, versucht Kulturredakteurin Jutta Voigt dies zu beschreiben. Daß man trotz der Westausdehnung die Probleme des Ostens im Blick hat, ist selbstverständlich. Aber, so der stellvertretende Chefredakteur Max Thomas Mehr, wir sind eine überregionale Zeitung aus dem Osten, die in das gesamte Deutschland ausstrahlen will. Bislang

sei es immer umgekehrt. Daß man mit diesem Konzept dennoch keine Info- oder Kunsteliten bzw Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung als Leser gewinnen wird, ist der Redaktion bewußt. Greffrath: „Eine Zeitung für die Mittellage soll's sein: Volkstümlich, erzählend, populär.“

Die oberen 100 000 hingegen hat sein Freund Manfred Bissinger, Chefredakteur von „Die Woche“, im Visier: Menschen, die in der Bilderflut der elektronischen Medien nicht versinken wollen. So setzen die 15 Journalisten in Hamburg vor allem auf die Darstellung der Zusammenhänge zwischen den Ereignissen und Informationen der Woche sowie auf „durchdachte Mei-

nung“ Mit 300 000 Exemplaren geht „Die Woche“ heute an den Start. Der herausgebende Hoffmann und Campe Verlag beziffert die Rentabilitätsgrenze auf 50 000 Exemplare.

Befragt, was die „Wochenpost“ zusätzlich zu den im Osten schon jetzt 100 000 verkauften Exemplaren vertreiben möchte, will Bernd Klosterfeld, Leiter des Berliner Verlages, keine Zahlen nennen. Aber „über 50 000 würden wir uns schon freuen“. Bleibt zu hoffen, daß Gruner+Jahr bei Nichterreichen dieser Grenze nicht so verfährt, wie bei „Extra“ und „Für Dich“. Die nämlich stampfte er kurzerhand ein.

FRANK STURM

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