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Wenn die ABM-Stellen alsbald auslaufen. ..

Vnn KURT STENGER

  • Lesedauer: 3 Min.

Die ostdeutschen entwicklungspolitischen Nichtregierungsorganisationen (NGO) sind an einem Scheideweg angekommen. Jede Gruppe wird sich wohl entscheiden müssen, ob sie künftig stärker auf „Professionalisierung“ oder mehr auf „Ehrenamtlichkeit“ setzt. Dies war eines der Erkenntnisse der Tagung in Berlin-Wannsee.

Die Frage stellt sich für einige Gruppen recht bald, denn demnächst laufen zahlreiche ABM-Verträge aus. Damit bricht eine wichtige Finanzierungsquelle weg. Verlängerungen sind kaum zu erwarten, obwohl der Entwicklungspolitische Runde Tisch auf seiner letzten Tagung im November dies in einem Brief an die Bundesregierung und die Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit gefordert hatte.

Vor zwei Jahren, als ABM-Stellen noch sehr leicht zu bekommen wardft, 'haben viele Gruppen zugegriffen! Da lange Zeit nicht klar war, wie die ABM-Regelungen im Osten gehandhabt werden, machte man sich teilweise nur wenige Gedanken über den „Tag X“, also die Zeit nach Auslaufen der staatlichen Unterstützung.

Jetzt ist klar, daß Verlängerungen nicht anstehen. Und da die Vergabe neuer ABM-Stellen an immer schwerer zu erfüllende Kriterien gebunden wird - schließlich ist die Bundesanstalt für Arbeit auf Sparkurs -, liegt die Zukunft der NGO woanders: Entweder treibt man andere Finanzierungsmöglichkeiten auf, wozu mehr Effizienz und Professionalität nötig sind, oder man macht weiter wie bisher, nur daß die Mitarbeiter keine Bezahlung erhalten.

Ob man in eine Falle getappt ist oder ob die ABM-

Orientierung eine wichtige Übergangsleistung gebildet hat, wird sich in nächster Zeit herausstellen. Für die Organisatoren des Dreitageseminars in Wannsee ist die Entscheidung klar - die vorbereiteten Referate und die Diskussionsthemen zielten auf Professionalisierung ab: die NGO als Unternehmen, das auf effizientes Management angewiesen ist und sich sehr genau über die besten Strategien zur Durchsetzung eigener Pläne

klarwerden muß

Bedenken wurden zahlreich ausgesprochen: Gehen darüber nicht die eigenen Visionen und Ziele verloren? Wie kann man in der Arbeit die eigenen Werte bewahren, wenn man nur nach den Kategorien des Wirtschaftssystems vorgeht? Für die größeren NGO, die bereits Erfahrungen bei der Professionalisierung get sammelt haben, waren die Einwände nicht überzeugend: Wenn man gesellschaftlich etwas bewirken, zur „Keimzelle“ für neue Ideen werden und sich nicht in der eigenen kleinen Nische verkriechen will, so Cordula Heilmann, führt kein Weg an der Professionalisierung vorbei.

Die Veranstaltung machte deutlich, daß sich die entwicklungspolitischen NGO im Osten demnächst stärker aufsplittern werden. Die von Dr. Bindemann geäußerte Hoffnung, dank der gemeinsamen Vision von einer gerechteren Welt könne auch künftig ein Bündnis zustande kommen, scheint doch zumindest fraglich zu sein. Wenn man nach und nach die Vision als eine nicht zu realisierende Utopie zu betrachten beginnt, können die angewandten Mittel leicht an die Stelle des Zieles treten.

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