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  • Politik
  • Immer mehr anonyme Hinweise drohen die Arbeitslosen als Sozialbetrüger abzustempeln

Neid, Rache, Denunziantentum oder Bürgerpflicht?

  • Lesedauer: 2 Min.

Bochum (dpa/ND). Der Anrufor meldet sich nicht mit Namen. Aber was er über seinen Nachbarn berichtet, läßt den Sachbearbeiter beim Arbeitsamt aufhorchen: „Der arbeitet schwarz und kassiert noch dazu Arbeitslosengeld!“ Die Arbeitsämter erhalten immer mehr Hinweise aus dem unmittelbaren Umfeld von vermeintlichen Sozialbetrügern. „Die Zahl hat sich im letzten Jahr otwa verdoppelt“, erzählt

Hans-Otto Cottmann, Leiter der Leistungsabteilung im Arbeitsamt Bochum.

In Gelsenkirchen gehen 20 Anrufe pro Woche ein. Dio „Mithilfe der Bürger“ zeigt Wirkung. Jedem Hinweis wird nachgegangen, und in vielen Fällen kann Leistungsmißbrauch aufgedeckt werden.

Rund ein Drittel aller anonymen Hinweise führe zur Aufdeckung, schätzt Cott-

mann. „Weitere Informationen erreichen uns indirekt über Polizei und Ordnungsämter“. Dem Landesarbeitsamt in Düsseldorf liegen keine Zahlen vor. „Anonymen Hinweisen wird zwar nachgegangen“, sagte Pressesprecherin Hüsson. „Aber sie werden nicht statistisch erfaßt.“

Die gängige Praxis sei aber aus Sicht des Landesarbeitsamtes eine „heikle Sache“.

Denn sehr leicht könne ein Klima entstehen, in dem alle Arbeitslosen als „potentielle Betrüger“ gesehen werden. Sehr unterschiedlich auch die Motive für die Anrufe: von Neid über Rache bis zur Bürgerpflicht.

Doch die Beweggründe seien fürs Arbeitsamt egal. Wichtig ist, daß die Fakten stimmen, um schwarzen Schafen auf die Spur zu kommen. Für

den nordrhein-westfälischen Arbeitsminister Müntefering spielen die Hinweise hingegen eine völlig untergeordnete Rolle. Seine Forderung: „Denunzianten darf es nicht geben!“ Ganz anders wird die gängige Praxis vor Ort gesehen. Der Pressesprecher des Duisburger Arbeitsamtes, Frieburg, meint: „Wir sind auf die wertvolle Mithilfe der Bevölkerung angewiesen.“

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