Verwahranstalt

Gewalt an Schulen

  • Jürgen Amendt
  • Lesedauer: ca. 1.0 Min.
»Ich besorge mir eine Knarre und knalle die ab«, soll ein 12-Jähriger vor versammelter Klasse gesagt haben, weil er von seiner Lehrerin erneut eine schlechte Note erhalten hatte. Die Reaktion darauf war mindestens ebenso martialisch wie die Androhung: Der Schüler wurde von der Polizei verhört, sein Kinderzimmer wurde durchsucht, ihm droht nun eine Ermittlung wegen Androhung einer Straftat. Mal abgesehen davon, dass letzteres unsinnig ist, weil ein 12-Jähriger noch nicht strafmündig ist, dokumentiert der Vorfall, genauer: die Reaktion darauf, die ganze Tristesse deutscher Bildung. Mit Repression versucht man ein Problem zu lösen, das durch Repression erst entstanden ist. Viele Schulen sind längst keine Orte des Lernens mehr, sondern Verwahranstalten. Und durch Zensuren wird das eigentliche Ziel von Bildung, den Menschen zur Selbstverantwortung und Reflexion zu erziehen, ad absurdum geführt. In Berlin hat das Absurde mittlerweile einen Quantensprung vollführt. Dort lässt seit einiger Zeit ein Rektor das Eingangstor zu seiner Schule durch eine Kamera überwachen. Damit wolle man der Gewalt Herr werden, begründet der Schulleiter diese Maßnahme. Wenn der gute Mann ehrlich wäre, wür...

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