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Publikum tanzt bei »Le Bal Moderne«

Die kulturelle Zwischennutzung des Palastes der Republik beginnt am 20. August

  • Anouk Meyer
  • Lesedauer: 3 Min.
Es könnte die letzte Möglichkeit sein, durch den Palast der Republik zu wandern, im riesigen Foyer Musik zu hören oder zu tanzen. Vom 20. August bis 31. Oktober wird das symbolträchtige Gebäude, das im nächsten Jahr der Abrissbirne zum Opfer fallen soll, kulturell genutzt. Zahlreiche Veranstaltungen wie Theaterstücke, Konzerte und Filme laden ein, den Rohbau zu besuchen. Den Anstoß zum Projekt »Zwischen Palast Nutzung« gab der aus Berliner Kulturschaffenden bestehende gleichnamige Verein, der auch die erfolgreichen Führungen im Sommer 2003 organisiert hat. Damals bereits zeigte sich, wie sehr sich die Bevölkerung für das Gebäude interessiert. Seit 14 Jahren steht der einstige Stolz der DDR leer, seit Mai 2003 von Asbest befreit. Im nächsten Jahr soll, allen Protesten der Bevölkerung zum Trotz, mit den Abrissarbeiten begonnen werden. Die Initiatoren wollen mit der Zwischennutzung ein urbanes Labor schaffen, welches die frühere Idee des Volkspalastes mit dem Konzept des öffentlichen Raumes verknüpft. Ein wenig hofft man aber auch, mit der Bespielung die Proteste gegen den Abriss erneut anzufachen: »Vielleicht merken die Leute, wie unverzichtbar das Gebäude ist«, meinte Vorsitzender Philipp Oswalt. Und Kultursenator Thomas Flierl (PDS), der die Schirmherrschaft übernommen hat, sieht eine für kurze Zeit »offene Situation«. Erst einmal aber läuft der Mietvertrag mit dem Bundesvermögensamt nur bis Ende Oktober. Führungen durch das ganze Haus sind geplant, die Veranstaltungen aber finden im Foyer statt, wo noch bis Ende Juli die nachgebildete Terrakotta-Armee des chinesischen Kaisers steht. Um auf zwei Ebenen bis zu 1000 Besucher unterbringen zu können, mussten 70000 Euro in Umbau- und Sicherheitsmaßnahmen investiert werden. Dafür zahlt der Verein eine geringe Miete, kann Eintrittspreise von sechs bis zehn Euro anbieten. Das mehrwöchige Kulturfestival beginnt am 20./21. August mit einem Eröffnungsfest mit Konzerten, Kunst und dem Tanzprojekt »Le Bal Moderne«, in dem das Publikum tanzt und das Foyer zum Ballsaal wird. Eine tänzerische Erkundung des Raumes ist Sasha Waltz Inszenierung »Dialoge 04«. Auch die anderen Veranstaltungen sind für den skelettierten Palast konzipiert worden. Der Schweizer Regisseur Ruedie Häusermann zum Beispiel führt unter dem Titel »Richtfest« nicht nur durch leere Räume und ein Musterzimmer, sondern nimmt Besucher mit auf eine Zeitreise ins Jahr 1975, bevor der Palast eröffnet wurde. Und die Grenzen von fiktiver und realer Welt verwischen beim »begehbaren« Film »Coup de Berdache«. Weiter geplant sind Auftritte von Chören aus ganz Deutschland, eine Architekturkonferenz, ein Musikfestival, das Lichtprojekt »Supernova« und eine Performance zu osteuropäischen Utopien. Studenten der Kunsthochschule Weißensee dokumentieren das tägliche Geschehen von einem treppenförmigen Kiosk aus. Verantwortlich für das Programm sind die Theater Hebbel am Ufer und Sophiensæle.
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