Sondermüllzug nach Russland

Neuer Atomtransport aus Gronau

Laut Informationen von Atomkraftgegnern startete gestern Abend ein Sonderzug mit mehreren hundert Tonnen Uranhexafluorid von der Urananreicherungsanlage (UAA) im westfälischen Gronau nach Rotterdam. Dort soll der radioaktive Stoff verschifft und weiter nach Russland transportiert werden.

In der UAA Gronau wird Uran für die Nutzung in Atomkraftwerken angereichert. Im Natururan beträgt der Uran-235-Anteil nur etwa 0,7 Prozent, in Atomkraftwerken ist aber ein Anteil von drei bis vier Prozent erforderlich. Bevor es angereichert werden kann, muss das Uran in einem chemischen Verfahren in Uranhexafluorid umgewandelt werden. Dies geschieht aber nicht in Gronau, sondern in einer Anlage im französischen Pierrelatte. Als Abfallprodukt bleibt in der UAA abgereichertes Uranhexafluorid zurück. Es soll in Russland neu angereichert werden, bis es etwa der Zusammensetzung von Natururan entspricht. Ein Teil des neu angereicherten Urans wird nach Gronau zurückgebracht, der größte Teil verbleibt in Russland. Rund 15 Eisenbahnwaggons mit dem abgereicherten Uranhexafluorid standen Tage lang auf dem UAA-Gelände in Gronau. Den genauen Transporttermin hatten die Behörden bis zuletzt geheim gehalten. »Wir gehen davon aus, dass alle Städte und Gemeinden entlang der Transportstrecke nicht darüber informiert wurden, dass der Transport ansteht, mit welchen Gefahren er verbunden ist und wie zum Beispiel auf massive Uranhexafluorid-Freisetzungen im Katastrophenfall reagiert werden müsste«, so Udo Buchholz vom Arbeitskreis Umwelt (AKU) Gronau. Auch der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) kritisiert die Geheimniskrämerei der nordrhein-westfälischen Landesregierung. Ohne Antwort blieb auch ein Anfang Juni an den Düsseldorfer Energieminister Axel Horstmann (SPD) verschickter Brief, in dem der Umweltverband den Stopp der Urantransporte forderte. »Es ist ein Skandal, dass der Minister überhaupt nicht auf den Brief reagiert hat«, sagte gestern ein BBU-Vorständler dem ND. »Es gab noch nicht einmal eine Eingangsbestätigung.« Der BBU erinnert daran, dass sich das Land Nordrhein-Westfalen unlängst gegen die Atommüll-Transporte vom sächsischen Rossendorf ins westfälische Zwischenlager Ahaus ausgesprochen hat. Dass diese Ablehnung ernst gemeint ist, erscheine fraglich, wenn das Land gleichzeitig die Urantransporte nach Russland dulde. Gegen den Abtransport des Uranhexafluorids aus Gronau hatten in den vergangenen Tagen immer wieder Atomgegner an der UAA und an der wahrscheinlichen Transportstrecke demonstriert. Schon vor Monaten hatten deutsche und niederländische Bürgerinitiativen beschlossen, die Proteste gegen die Urananreicherungsanlagen in Gronau und im holländischen Almelo zu verstärken. Für beide Fabriken gibt es Ausbaupläne, in Gronau ist zudem ein Zwisc...

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