Der Brauch lebt, die Sprache stirbt

Laut Kulturministerin Wanka wird immer weniger Sorbisch geredet

  • Wilfried Neiße
  • Lesedauer: 2 Min.
Allen Mühen für das Sorbische zum Trotz ist der Gebrauch dieser slawischen Sprache in Brandenburg »seit Kriegsende erheblich zurück gegangen«. Wie Kulturministerin Johanna Wanka (CDU) auf eine parlamentarische Anfrage mitteilte, wird Sorbisch oftmals nur noch im familiären Kreis geredet. Es gebe Menschen, die das Sorbische zwar beherrschen, es aber nicht sprechen, weil sie damit »ein negatives Prestige verbinden«. Die Sprache sei auch deshalb auf dem Rückzug, weil die Sorben inzwischen in keiner märkischen Siedlung noch die Mehrheit bilden. Während die Sorben neben ihrer Muttersprache auch Deutsch sprechen, können ihre nichtsorbischen Nachbarn in der Regel nur Deutsch. Aus diesem Grund bleibt es Wanka zufolge nicht aus, »dass im Freundeskreis, in der Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, im öffentlichen Leben und bei gemischten Ehen oftmals die deutsche Sprache verwendet wird, wenn nicht ausschließlich Sorben (Wenden) anwesend sind«. Allerdings sei das sorbische Brauchtum tief im Bewusstsein verankert und werde »auf vielfache Weise gelebt und empfunden«. Hinzu kommen die zweisprachige Beschriftung von Ortsschildern, sorbische Feste, sorbisches Theater und sorbische Musik und Literatur. Vor einigen Monaten hatte die Landesregierung es abgelehnt, Calau und Lübben zum angestammten Siedlungsgebiet der Sorben zu rechnen. Beide Städte haben einen entsprechenden Antrag gestellt. Laut Wanka hätte ein Entgegenkommen bedeutet, dass Brandenburg zusätzliche Verpflichtungen hätte erfüllen müssen, die sich aus dem Gesetz zu den Rechten der Sorben (Wenden) ergeben. Dies sei »angesichts der schwierigen aktuellen Haushaltslage von Land und Gemeinden nicht finanzierbar«. Gegenwärtig gibt es 20000 Sorben in Brandenburg, von denen noch etwa 7000 ihre Muttersprache benutzen.
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