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Hohe Hürden für Studienanfänger

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Ihr Antrag beim Studentenwerk konnte nicht berücksichtigt werden. Die Wohnheime mit insgesamt 3123 Plätzen sind fast belegt. 31 Schlafplätze stehen noch in Brandenburg und Wildau zur Verfügung, in Potsdam keiner Die Anfahrt von Wildau dauert mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwei Stunden, die von Brandenburg eine. Beate W hält das für nicht zumutbar, zumal der Bahnfahrplan mit ihrem Studienprogramm nur schwer zu vereinbaren ist. Einen Wohnberechtigungsschein zu beantragen scheiterte. Erst wer ein Jahr seinen Hauptwohnsitz in Potsdam hat; kommt in den Genuß eines Scheines. Erstsemester und ; Mchtpotsdajner, qhaben also keine Chance. Insgesamt stehen nur 20 Prozent privater Wohnraum zur Verfügung. Ein Teil davon ist nicht bewohnbar wegen ungeklärter Eigentumsverhältnisse, ein anderer wegen Verfalls. 80 Prozent des Wohnungsbestandes werden von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft verwaltet. Die erlaubt ihren Mietern zwar, nicht benötigte Zimmer unterzuvermieten, aber die reichen hinten und vorne nicht. Hier schließt sich für Beate W der Kreis.

Nachdem sich vor Beginn des Wintersemesters die Nachfragen nach Hilfe bei der Wohnungssuche häuften, entschied der Studentenrat, zu handeln. Er gründete eine Wohnungsbörse und konnte 30 Kommilitoninnen und Kommilitonen helfen. Doch der Spielraum war schnell ausgeschöpft. Die Gespräche mit dem Studen-

tenwerk, dem für Wohnungen zuständigen Abteilungsleiter im Wohnungs- und Bauverwaltungsamt und der Wohnungsverwaltungsgesellschaft brachten sie nicht weiter

Das Studentenwerk, so die Geschäftsführerin Karin

Bänsch, habe vom Land den Auftrag, 30 Prozent der Studierenden mit Wohnraum zu versorgen. In den alten Bundesländern liegt die Quote der Studentenwerke zwischen 10 und 15 Prozent. Zur Zeit stellt die Anstalt öffentlichen Rechts noch die Hälfte der benötigten Wohnungen zur Verfügung. Wenn jedoch die Studentenzahlen steigen, sinkt der Anteil des Studentenwerkes. Das Bemühen, den Komfort der Studentenheime zu heben, hat zur Folge, daß Mehrbett- in Einbettzimmer umgewandelt werden. Das Wohnheim „T 1“ am Neuen Palais mit 308 Betten wird abgerissen. Bis Ende 1999 soll in der 'Nedlitzer Straße ein neues mit 245 Plätzen bezugsfertig sein.

Joachim Böttcher vom Wohnungs- und Bauverwaltungsamt verwies gegenüber Martin

Weiß vom Studentenrat auf die 8000 Potsdamer und Nichtstudenten, die dringend ein eigenes Dach über den Kopf suchen und der Stadt im Nacken sitzen. Etwa die Hälfte dieser Antragsteller möchte in eine Einund Zweizimmerwohnung ziehen und konkurriert mit den Studierenden. „Wir hatten die Idee, daß Studenten Wohnraum zugewiesen wird in Villen, die wegen ihrer Größe nicht vermietet werden können“, berichtet Martin Weiß. Bisher sind zehn Wohnungen für Einzelpersonen und drei für Wohngemeinschaften bereitgestellt worden. Diese Studierenden müssen jedoch genügend Geld für die Sanierung mitbringen. Die Hoffnung, befristete Mietverträge in Häusern mit nicht geklärten Eigentumsverhältnissen aushandeln zu können, verflog. Die Kosten, um die Häuser und Wohnungen bewohnbar zu machen, liegen derart hoch, daß sich weder die Stadt noch Studierende diese Investitionen leisten können.

Die Studentenvertreterinnen und -Vertreter haben bisher alles versucht, was in ihren Kräften steht. In der vergangenen Woche organisierten sie auf dem Platz der Einheit in Potsdam eine Demonstration, um auf ihre Lage öffentlich aufmerksam zu machen. Ihren Protest richteten sie vor allem an die Stadt. Aus Berliner Stadtbezirken und anderen Städten ist bekannt, daß im Interesse von Studierenden unbürokratischer gehandelt wird als in Potsdam. Wohnberech-

tigungsscheine können zum Beispiel zusammengelegt werden. Die Potsdamer Verantwortlichen berufen sich auf das Belegungsbindungsgesetz. Es hängt in diesem Falle viel vom guten Willen der Stadtväter und -mütter ab.

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