Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Bittere Beruhigungspille für Mieter

MARZAHN: In der Wuhlestraße steigen Mieten trotz großspuriger Versprechen

  • Lesedauer: 2 Min.

Die Mieter der Wuhlestraße 21-25 in Marzahn erhielten dieser Tage einen Brief von ihrer Wohnungsbaugesellschaft. Danach sollen sie ab 1. Juni 1996 monatlich 2,12 Mark je Quadratmeter mehr bezahlen. Für nicht wenige in der Wuhlestraße war das ein Schock.

Dr Karl Müller aus der Nr. 25 hat für viele der Mieter - in einem Wohnblock leben 117 Familien oder Alleinstehende - sofort Widersprüche geschrieben und in der ersten Novemberhälfte an die Wohnungsbaugesellschaft geschickt. Schließlich hatte ihr Technischer Geschäftsführer, Herr Meuter, im März 1993 auf einer Mieterversammlung großspurig behauptet: „Bei uns

geht nichts ohne Mieter. Die Wohnungen werden mit Sicherheit bezahlbar bleiben.“ Damals waren Instandsetzung und Modernisierung angesagt (ND berichtete).

Zu jener Zeit schon waren Mieter der Meinung, daß diese Worte der Wohnungsbaugesellschaft nur eine Beruhigungspille sein sollten. Sie sollten recht behalten. Schließlich hatten die Mieter beispielsweise für eine Drei-Raum-Wohnung am 30.6.93 noch 670 DM Warmmiete bezahlt. Nach zwei Mieterhöhungen zum 1. Mai '94 und zum 1. August '95 mußten dafür 808 DM hingeblättert werden. Zum 1. Juni '96 würde die Warmmiete nun auf 969 DM für dieselbe Drei-Zimmer-Wohnung klettern.

„Bei uns wohnen alleinstehende Rentnerinnen und alleinerziehende Mütter sowie Arbeitslose, die eine Erhöhung von 2,12 Mark je Quadratmeter nicht aufbringen können“, erklärt Dr. Müller, nennt die Sache skandalös und möchte die Wohnungsbaugesellschaft an das Versprechen von 1993 erinnern, daß die Wohnungen mit Sicherheit bezahlbar bleiben.

Es war sogar zugesichert worden, daß durch die Fassadendämmung keine höhere Miete zu erwarten sei, weil die Heizkosten entsprechend gesenkt werden können. Jetzt aber macht die Wohnungsbaugesellschaft eine Rechnung auf, daß sich die Kosten für

die Wärmedämmung verdreifacht hätten. Und das soll auch für den zweiten Wohnblock in der Wuhlestraße 9-13 so zutreffen.

Ängste werden wach in der Wuhlestraße. Die Mieterin Angelika Tedeski ging bereits zur Wohnungsbaugesellschaft und verlangte eine Aussprache. Sie erhielt dort lediglich den Hinweis: „Wir können gegenwärtig nichts anderes sagen, als in unserem Brief vom 30.10.95 aufgeführt ist.“ Dabei sind schon weitere Erhöhungen angekündigt, nämlich für Heizkostenverteiler und Elektroinstallation, die in nächster Zeit zu erwarten sind.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal