Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

„Wir sind nun mal die Roten, Pech gehabt“

  • Wolfgang Rex
  • Lesedauer: 3 Min.

psychosomatischer Funktionen, Gedächtnislücken entstehen, Reaktionsvermögen kaum noch vorhanden. 3,0 bis 3,9 Promille: Volltrunken, in der Regel nicht mehr zurechnungsfähig. Schwere Alkoholvergiftung.“

Und sonst? Als am Donnerstag der Morgen noch grau-

te, rief ein Mitarbeiter aus dem Justizministerium an. Er wolle eine schon versprochene Antwort loswerden, „bevor das hier losgeht“ Am frühen Mittag dieses Donnerstags (so ab zehn Uhr) „ging das hier los“ Seitdem sind Büros zwar besetzt, aber nur für Geistesgetränke erreichbar. Alle politischen Veranstaltungen wur-

den abgesagt oder erst gar nicht geplant.

Nicht einmal der Fußball läuft an solchen Tagen. Am Mittwoch stand hier Köln gegen Düsseldorf auf dem Programm. 0:0 endete des Treiben: „Nichts war mit lustig“, meinte ein Kommentator Früher nannten wir die älteren

Herren, die so wie die von Köln oder Düsseldorf auf dem Platz herumstolperten, einfach Rasenkasper. Heute sind das Ballarbeiter und Millionäre. Wenn demnächst wieder einmal die Fernsehgebühren erhöht werden, dann haben sich die Rasentreter einen weiteren Anteil für ihre nächste Million gesichert. Alles ohne Streik oder

Abstriche von Teilrente, nur durch unser aller Beitrag.

Allein die Bündnisgrünen mühten sich über Karneval und in Bonn mit einem alternativen Programm ab. Während am Donnerstag die Leute Krawatten von den Leibern der Kollegen oder Nachbarn schnitten und dazu von Herzen lachten, teilten die Bündnisgrünen der bestürzten Weltöffentlichkeit mit, daß die deutschen Stromkonzerne die deutschen Windmühlen bedrohen. Wer per Windmühle Strom produziert, würde aus dem Monopolnetz vertrieben. So müssen wir über Karneval den Fahrraddynamo aus dem Keller holen, sofern die bündnisgrüne Presseerklärung nicht auch die Stromkonzerne überzeugt: „Wir schlagen vor, daß sich die großen EVU auf der Verbundseite untereinander um einen Ausgleich für die regional ungleiche Belastung durch die Einspeisevergütungen bemühen.“ Aber bitte erst ab 3,0 Promille.

Wo bleibt hier das Politische?

Fragt kurz vor Schluß die Redaktion. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, über Karneval legte sich sogar die SPD eine Maske zu. Dazu SPD-Geschäftsführer Müntefering: „Die SPD bekennt Farbe. Wir sind die Roten!“ Schon stürzen wir Kleinmütigen erschrocken vom Sessel und seufzen: „Aber die Roten wurden schon 1989 ausgetrieben! Er meint doch wohl nicht die Reste, die sich bei der PDS ein wenig hoffnungsfrohes Schwarz-Weiß aufmalen.“ (Da beginnen sogleich die Debatten: Meinte der Autor, Schwarz-Weiß sei wenig hoffnungsfroh? Oder meinte er, sie legten nur ganz wenig von dem hoffnungsfrohen Schwarz-Weiß zum Roten auf? Gemischt ergibt das ein feines Rot-Grau).

Wenigstens bei den Roten weiß uns SPD-Müntefering zu beruhigen. Die Sozialdemokraten sind nur deshalb die Roten, weil „wir uns in der Politik angewöhnt (haben), Parteien und politische Gruppierungen farblich zu kennzeichnen. Wir von der SPD sind die Roten. Für unsere Freunde und Gegner“

Pech gehabt, die Sozialdemokraten. Schwarz wäre einleuchtender, für Freund wie Gegner

WOLFGANG REX

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal