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Noch Ideale

Do Muoi

  • Lesedauer: 2 Min.

Der 79jährige Generalsekretär ist auch auf dem 8. Kongreß der KP Vietnams wieder Anwärter für das höchste Parteiamt.

Foto: Reuter

Als Do Muoi 1991 zum Generalsekretär der KP Vietnams gewählt wurde, galt er als Übergangslösung. Und auch die mehrfache Verschiebung des gestern offiziell eröffneten 8. Parteitages war als Indiz für

eine heftige Personaldebatte zwischen». Verfechtern und Kritikern der Reformpolitik gewertet worden, nicht zuletzt mit Blick auf die dringend erforderliche Verjüngung der KP-Spitze. Doch wie aus Hanoi zu hören ist, gilt der 79jährige auch diesmal als aussichtsreichster Anwärter auf das höchste Parteiamt.

Do Muoi, 1917 in der Nähe von Hanoi geboren und im Delta des Roten Flusses, der Wiege der vietnamesischen Revolution, aufgewachsen, ist der KP im antikolonialen Kampf 1939 beigetreten. Er war im illegalen Widerstand, wurde eingekerkert und machte nach dem Sieg der revolutionären Befreiungsbewegung als unauffälliger, aber hart arbeitender »politischer Technokrat« Parteikarriere. Vom Chef des Militär-Verwaltungskomitees für den Hafen Haiphong über den Vorsitz der staatlichen Preiskommission stieg er bis zum langjährigen Vizepremier auf und wurde 1988 schließlich zum Ministerpräsidenten gewählt.

Der gelernte Anstreicher gilt im Westen als orthodox denkender Marxist, doch gegen den Regierungs- und späteren Parteichef war die vietnamesische Pe-

restroika Doi Moi wohlkaum zu machen. Schon Mitte der 8Öe'r Jahre hatte sich Do Muoi für marktwirtschaftliche Elemente wie das Kontraktsystem für die Bauern oder eine »multisektorale Wirtschaftsstruktur« ausgesprochen. Auch wenn er jetzt in seinem Rechenschaftsbericht betonte, daß sich die Partei weiter am Marxismus-Leninismus ausrichte und der Staatssektor in der Wirtschaft gestärkt werden solle - sein Sozialismusverständnis hat sich schon gewandelt: »Ein reiches Volk, eine starke Nation, eine gerechte, zivilisierte Gesellschaft«, so sieht Do Muoi heute wesentliche Merkmale; ein Mehrparteiensystem gehört noch nicht dazu. Sehr wohl aber nimmt die soziale Polarisierung zu. Unter Do Muois Ägide hat das Land einen Wirtschaftsaufschwung erlebt. Doch noch gehöre es »zu den ärmsten der Welt«, so der Generalsekretär, der auf dem Parteitag auch Korruption und Verschwendung in den eigenen Reihen scharf kritisierte. Es sei besorgniserregend, daß selbst unter Parteifunktionären die »revolutionären Ideale« immer schwächer würden.

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