VW-Jobgarantie kostet eine Milliarde Euro jährlich

IG Metall und Autokonzern einigten sich auf umfangreiches Tarifpaket

Nach sechs Wochen haben IG Metall und VW beim Tarifkonflikt am Mittwoch eine Einigung erzielt. Für bis zum Jahr 2011 gesicherte Jobs verzichten die Autobauer unter anderem auf Lohnsteigerungen über mehr als zwei Jahre.

Hannover/Berlin (ND/Agenturen). Die Einigung zwischen IG Metall und dem VW-Konzern schließt betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2011 aus und legt auch Investitionen für die einzelnen Standorte vor. So wird der so genannte kleine Geländewagen ab 2007 in Wolfsburg gefertigt. Das Unternehmen setzte dafür eine Senkung der Arbeitskosten ab 2006 um jährlich eine Milliarde Euro durch. Die Große Tarifkommission der IG Metall hat das Ergebnis bisher noch nicht angenommen. Deren Zustimmung am Freitag wird aber erwartet.
IG-Metall-Verhandlungsführer Hartmut Meine wertete das Resultat als »ehrlichen Kompromiss«. Die Gewerkschaft erwarte jedoch, so Meine, dass Management und Vorstand des Unternehmens nun einen gleich großen Beitrag wie die Beschäftigten zur Zukunftssicherung erbringen würden. Für den IG-Metall-Vorsitzenden Jürgen Peters ist der Tarifabschluss bei VW ein »Kompromiss mit Augenmaß«. Dieser wahre die Interessen der Beschäftigten und des Unternehmens, sagte Peters am Mittwoch in Berlin. Mit einer Einmalzahlung von 1000 Euro habe die IG Metall eine Nullrunde verhindert und gleichzeitig eine langfristige Beschäftigung durchgesetzt. Peters räumte ein, dass es auch Wermutstropfen gebe. Dazu gehöre, dass Neueinstellungen künftig zu anderen Bedingungen erfolgten. »Unter dem Strich aber ist ein akzeptabler und tragfähiger Kompromiss erzielt worden, der auch der eindrucksvollen Beteiligung der Beschäftigten an Protestaktionen zu verdanken ist«, erklärte der Gewerkschaftschef.
VW-Unterhändler Josef-Fidelis Senn hob insbesondere die Einsparung von einer Milliarde Euro hervor. Der Abschluss vereine Beschäftigungssicherung mit der »absolut notwendigen Kostenentlastung.« Die Nullrunde bei den Löhnen trage ab 2006 mit rund 180 Millionen Euro zur Entlastung bei. Nicht durchgesetzt hat sich das Unternehmen mit der Forderung, 30 Prozent der Löhne erfolgsabhängig zu zahlen.
Die Einigung wurde in Politik und Wirtschaft einhellig begrüßt. Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) sagte: »Das ist das, was meine Unterstützung finden kann.« Das Ergebnis sei zu Stande gekommen, weil beide Seiten aufeinander zu gegangen seien. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) sprach von einem »sehr positiven Signal für den Standort Deutschland«. Das Land sei in der Lage, seine Probleme auch ohne Arbeitskampf zu lösen. Als positives Signal für den Autostandort sieht auch der Präsident des Verbandes der Automobilindustrie, Bernd Gottschalk, die Tarif-Einigung bei VW. »Uns fällt ein tonnenschwerer Stein vom Herzen«, sagte er.

Kernpunkte der Tarifeinigung
Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis Ende 2011.
Nullrunde für 28 Monate.
Ab 2006 am VW-Ergebnis orientierter Bonusplan. Einmalzahlung von 1000 Euro 2005.
Neues Vergütungs- und Personalentwicklungssystem ab Januar 2005 für neue Mitarbeiter, das nach IG-Metall-Angaben oberhalb des Niveaus des Flächentarifs in der niedersächsischen Metallindustrie liegt.
Bisherige Modelle werden ergänzt um ein Arbeitszeitkonto mit einer Schwankung von +/- 400 Stunden. Überstundenzuschläge fallen künftig bei einem Arbeitszeitguthaben von 400 und mehr Stunden ab der 35. Wochenstunde und bei weniger als 400 Stunden ab der 40. Stunde an.
Mit einer »demografischen Arbeitszeit« wird vorzeitiges Ausscheiden ermöglicht. Dazu legt jeder Mitarbeiter jährlich mindestens 66Stunden auf einem Lebensarbeitszeitkonto an. 4200 Mitarbeitern können weiter Altersteilzeit nutzen.
VW übernimmt ab September 2005 nicht mehr wie bisher 100 Prozent aller Ausgebildeten, sondern 85 Prozent. 15 Prozen...

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