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Kalt

  • Jochen Reinert
  • Lesedauer: 1 Min.

Helmut Kohl haben offenbar alle guten Geister verlassen. Der vom Mantel der Geschichte umwehte Einheitskanzler liiert sich wie kein anderer europäischer Politiker mit der Galionsfigur eines der repressivsten Regime dieser Welt. Bei seinem nunmehr vierten Indonesien-Besuch verbrachte Kohl die letzten 48 Stunden ganz privat auf der familieneigenen Insel des Suharto-Clans, der das Land seit über 30 Jahren mit eiserner Hand regiert und dabei nach US-Quellen ein Vermögen von rund 30 Milliarden Dollar zusammengescharrt hat.

Erst am 27 Juli haben die Generale ihre Vorstellung von Demokratie und Menschenrechten auf den Straßen von Jakarta durchexerziert. Als Mitglieder einer Oppositionspartei nicht so wie die Suhartos wollten, wurden sie zusammengeschossen. Auch als der mit Haft bedrohte Präsidentschaftskandidat Sri-Bintang Pamungkas und zwei US-Menschenrechtsorganisationen von dem Besuch abrieten, da er jenes Massaker legitimieren würde, ließ das Kohl kalt.

Was zum Teufel zieht den Kanzler in die Arme Suhartos? Wirtschaftslobby garniert mit Männerfreundschaft oder umgekehrt? Der politische Preis der Kohl-Suharto-Liaison ist für die Bundesrepublik bereits heute viel zu hoch. Und was, wenn Suharto schon bald von der politischen Bühne verschwindet?

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