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Schweizer »taz«

Gönner spendierte neues Layout zum 15. Geburtstag Von Klaus Bonanomi, Bern

  • Lesedauer: 3 Min.

Bruno Franzen

Foto: WoZ/Meret Wandeler

Seit 15 Jahren behauptet in der Schweiz die linke »WochenZeitung« ihre Position. Von derfrechen, szenenahen Postille hat sich die »WoZ« zu einem wichtigen und allgemein respektierten Hin- ' tergrund- und Meinungsblatt gemausert. Nun finanzierte sogar ein millionenschwerer Unternehmer aus Zürich ein neues Layout.

Die linke Presse in der Schweiz hat einen schweren Stand. Die traditionelle Meinungspresse hat in den letzten Jahrzehnten an Einfluß gewonnen, es dominieren sogenannte Forumszeitungen den Markt, »unabhängig« und »überparteilich«. Traditionsreiche Blätter wie die sozialdemokratische »Basler AZ« oder erst vor wenigen Monaten die »Ostschweizer AZ« verschwanden ganz, andere kämpfen gegen steten Auflagenschwund. Die Idee von einer landesweiten linken Tageszeitung wie der deutschen »taz« taucht zwar regelmäßig wieder auf, scheitert aber ebenso regelmäßig am fehlenden Startkapital.

Als im Oktober 1981 ein unabhängiges Kollektiv in Zürich die »WochenZeitung« ins Leben gerufen hatte, mit dem Anspruch, in der Schweiz Gegenöffentlichkeit herzustellen, andere Themen und andere Ansätze zu präsentieren, gab niemand dem Projekt eine große Überlebenschance. Doch die »WoZ«, wie sie schon bald genannt wurde, konnte sich behaupten - nicht zuletzt auch dank der Selbstausbeutung ihrer Macherinnen und Macher

Dies ist bis heute genauso geblieben wie die grundsätzlich basisdemokratische Struktur Die wichtigen Entscheidungen fällen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Plenum, und alle, ob Sekretärin oder Redakteur, Setzer oder Fotografin, verdienen gleich wenig, nämlich 3400 Franken monatlich (rund 4000 Mark) für eine volle Stelle. Das ist genau die Hälfte dessen, was ein »normaler«

Journalist vom 9 Berufsjahr an laut Schweizer Branchentarif erhält...

Ein Kulturteil, der in der Schweizer Presse seinesgleichen sucht, ein »Dossier« mit Hintergrundinformationen zu einem aktuellen Thema, Reportagen, gute Fotos und ein umfassender Serviceteil (nicht nur) für die linke Szene in der Schweiz - so präsentiert sich die »WochenZeitung« heute. Kontinuierliche Berichterstattung in Sachen Drogen- und Sozialpolitik, Recherchen aus dem Rechtsextremen-Milieu und aus den Amtsstuben der immer noch übereifrigen Staatsschutz-Polizei machen die »WoZ« für interessierte Zeitgenossen unentbehrlich. Nebst der von Anfang an propagierten »Gegeninformation« findet durchaus auch eine kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Lager statt: »Friedensorganisationen in der Krise« lautete unlängst ein Titel, ein anderer Artikel befaßte sich mit dem internen Knatsch bei einem der größten selbst-

so zum Beispiel mit gemeinsamen Auslandskorrespondenten. Und auch die Probleme sind zum Teil dieselben - stagnierende Auflagen (die »WoZ« liegt bei rund 20 000) und zuwenig Inserate. Immerhin konnte die »WoZ« im letzten Jahr knapp schwarze Zahlen schreiben. Einen grö-ßeren Ausbau könnte das Blatt aber aus eigenen Mitteln nicht finanzieren.

Nun hat der erfolgreiche Züricher Tourismus-Unternehmer Bruno Franzen der »WoZ« ein Facelifting finanziert. Einfach so, ohne Bedingungen zu stellen, spendierte er 100 000 Franken (120 000 Mark) für ein neues Layout. Franzen ist ein Querdenker und eine schillernde Figur in der Schweizer Unternehmerschaft: Sohn einer Arbeiterfamilie, Entwicklungshelfer in Tansania und Bewunderer des sozialistischen Staatschefs Nyerere, dann erfolgreicher Tourismus-Unternehmer und Ferienhaus-Vermieter; Millionär und großzügiger Mäzen des Züricher Opernhauses und anderer Kunst-Institutionen... Auf die Frage, warum er nun ausgerechnet die »WochenZeitung« unterstütze, antwortete Bruno Franzen: »Die >WoZ< leistet eine wichtige und gute Arbeit. Aber viele Texte wurden in dem alten Layout gar nicht gelesen, das war doch völlig altmodisch ... Und dann gibt es Zeitungen, die können sich ein schönes Layout leisten, doch steht nichts Kluges drin. Die neue >WoZ< soll nun eine Zeitung werden, bei der beides stimmt.«

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