Bewegung in Schatten und Licht

Zwei Gruppen zeigen neue Stücke in der »Halle« in Prenzlauer Berg

  • Tom Mustroph
  • Lesedauer: 2 Min.
Ein Provisorium hat Bestand. Als Probenraum nur war die frühere Turnhalle in der Eberswalder Straße ursprünglich geplant. Doch seit einem Jahr ist das schlicht »Halle« genannte Gebäude Tanzbühne. Sie wird auch dank der Basisförderung für die Cie. Toula Limnaios für 2005/6 sukzessive ausgebaut. Das einjährige Jubiläum bestreiten jetzt die Hausherren gemeinsam mit der Tanzcompagnie Rubato in Form eines Doppels mit »Double Sens« (Toula Limnaios) und »Adrenalin« (Rubato). Eher sphärisch, leicht dahingetupft, wie im Übergang von Wachen und Träumen wahrgenommen, ist das erste, hingegen wie gewohnt konstruktivistisch, impulsiv und ironisch das andere. Trotz dieser Differenz verbindet beide ein Thema - der Aufenthalt in einem Zwischenbereich. Durch die Maschen einer Gardine blickt der Zuschauer zunächst in eine in Pixel aufgelöste Zimmerecke. Durch das Gewebe der Gardine betrachtet und von der Projektion von digitalem Schnee bedeckt, bewegen sich Dieter Baumann und Jutta Hell um zwei Sessel. Später werden sie - die Gardine versperrt dann nicht mehr den Blick - halsbrecherische Kunststücke auf den Sesseln probieren, sich gewissermaßen zwischen Tanz, Flug und Fall befinden. Ein anderes Mal wirft Hell durch Manipulationen des Lichtstrahls des Videobeams Schlagschatten auf den zwischen Helligkeit und Finsternis hin und her zuckenden Baumann. Es sind dies sorgsam konstruierte Bilder von kurzen Momenten des Exzesses, Eskapaden der Intensität, die Rubato aufreiht. Ebenfalls mit halbtransparenten Materialien umhüllt ist die Bühne bei Limnaios. Durch den Flor sind Sportvignetten zu erkennen, Hinweise auf die ursprüngliche Bestimmung der Halle. Die Vorhänge wirken wie eine Membran. Gedämpft nur dringt etwas von außen nach innen. Manchmal ist gleichsam als irritierender Schatten die Silhouette eines Tänzers auszumachen, dessen Partner sich diesseits der Membran bewegt. »Double Sens« spürt dem nach, was unter der Haut vorgeht. Doch nicht immer überzeugen die Mittel der Choreografin. Zuweilen wird überdidaktisch an Haut und künstlichen Hüllen genestelt, dann wieder gleiten die Körper merkwürdig beliebig über den Boden. Vielleicht erschließt sich die Fantasie der Künstlerin aber auch nur Eingeweihten vollends. Die Arbeiten von Limnaios und Rubato fügen sich jedenfalls zu einem sich ergänzenden Abend. 9.-12.12., »Double Sens«: 19.30 Uhr, »Adrenalin«: 21 Uhr, Halle, Eberswalder Str. 10/11, Prenzlauer Berg
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