Kurzsichtiger Köhler

Man darf Horst Köhler sein Interesse für Afrika durchaus abnehmen. Er wolle sich besonders um diesen »oft vergessenen« Kontinent kümmern, hatte er vor seiner Afrikareise verlauten lassen. Dort hat er offener als andere Missstände wie Korruption und Genitalverstümmelung angeprangert. Dafür gebührt ihm Respekt. Auch den Norden hat der Bundespräsident bei seiner Kritik nicht ausgespart: Mangelnde Bereitschaft, Gelder für den Kampf gegen die Armut bereitzustellen und unfaire Handelspraktiken wie die Exportsubventionen, die lokalen Bauern einen Absatz ihrer Produkte unmöglich machen, nannte er als Entwicklungshemmnisse. Doch Köhlers entwicklungspolitischer Sicht fehlt komplett die historische Dimension. Kein Wort der Kritik am Internationalen Währungsfonds, dessen Chef er einst war und dessen Liberalisierungspolitik die Unterentwicklung festschrieb. Kein Wort über Kolonialismus und Sklaverei, die die Einordnung Afrikas als Rohstofflieferant in die moderne Weltwirtschaftsordnung begründeten - entschädigungslos. Auch die Nachfrage für die die afrikanischen Kriege anheizenden Rohstoffe kommt nach wie vor aus dem Norden. Zentrale Macht- und Marktve...

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