Auf der Ersatzbank

Burkhard Spinnen: Der Reservetorwart

Burkhard Spinnen hat in seinen 14 Schaffensjahren immerhin schon zwei ausgewachsene Romane (»Langer Samstag« und »Belgische Riesen«) vorzuweisen. Seine Stärke - sie hat ihm bereits einige Literaturpreise eingebracht - sind aber wohl Erzählungen, wie er sie in den Bänden »Dicker Mann im Meer« oder »Kalte Ente« und nun in »Der Reservetorwart« vorlegt. Dass ihn diese Formen schon theoretisch beschäftigt haben, zeigt das Thema seiner Dissertation: »Schriftbilder. Studien zu einer Geschichte emblematischer Kurzprosa« (1991). Vorliegender Band vereinigt in sich genau zwei Dutzend mehr oder weniger lange, mehr oder weniger dichte Episoden aus dem Leben von Allerweltsmenschen, die man neudeutsch auch schon mal als »Loser« bezeichnet. Da ist die leise Beschwörung eines durchaus tüchtigen Torwarts, der sich (fast!) ein Profileben lang mit der Ersatzbank bescheidet. Da ist ein Ehemann, der, um wagemutiger zu scheinen, sich selber Ehebruch vorspielt. Da ist ein Revoluzzer in seiner Fantasie, der vergeblich eines ermordenswerten Diktators harrt. Ein in sein trostloses Schicksal ergebener Arbeitsloser, der sich nur einmal, und dann auch nur zu einem »Quickie«, mit der Frau seines Freundes und potenziellen Arbeitgebers aufrafft. Burkhard Spinnen beherrscht die Kunst der Kurzprosa souverän und virtuos. Der Leser mag es genießen, wie da immer auch gelassener, feingesponnener Spott mit- und nachschwingt. Wobei seine Ironie, die ja fast ausschließlich männlichen Schwächlingen gilt, für mich den Beigeschmack einer gewissen Überheblichkeit hat. Der Schriftsteller Spinnen hat im...

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