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Randale oder Revolution

  • Peter Kirschey
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Fronten rüsten zum Kampftag aller Werktätigen. Schönbohms gepanzerte Mannen haben strikte Order, hart durchzugreifen. Auch die Steinewerfer-Fraktion der revolutionären Garden macht sich bereit, den 1 Mai würdig zu begehen. Schließlich wird es der 10. Jahrestag sein, da Kreuzberg so eindrucksvoll in Rauch und Tränengas versank.Der Innensenator mit

dem Gewaltmonopol in der Hinterhand hat den Tag gewissermaßen zu seinem persönlichen Kraftakt deklariert. Kampfkurs Chaoten. 5000 olivgrüne Demonstrantenjäger aus Berlin und dem Bundesgebiet hat er zusammengezogen, alles ist generalstabsmäßig vorbereitet. Und in seiner Truppe sind einige ganz Scharfe auf Kommandoposten, die nur darauf warten, von der Kette gelassen zu werden. Der Belagerungszustand ist ausgerufen, das Ritual kann beginnen.

Mit »niedriger Eingriffsschwelle und konsequentem Durchgreifen« (Schönbohm) will die bewaffnete Staatsmacht zeigen wer der Herr im Hause ist. Wer »szenetypisch« aussieht, gerät ins

Visier der Hundertschaften, muß sich im Vorfeld der Demonstrationen entwürdigender Leibesvisitationen unterziehen. Wer da nicht mitspielt, wird weggefangen, bevor er überhaupt am Ort des Geschehens ist. Und da die Polizei die »Revolutionäre« massiv einkesseln wird, dürfte es eine Frage der Zeit sein, wann die Emotionen hochgehen und Schönbohm seine »Chaoten-Randale« hat. Und ein paar Provokateure in szenetypischer Kleidung dürften sich doch finden, die den Reigen eröffnen ...

Wie dieser 1. Mai sich entwickeln wird, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur- Mit der Politik der harten Hand sind die angestauten sozialen Konflikte in Berlin nicht zu lösen.

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