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Die Gaslaterne

  • Josef Frank
  • Lesedauer: 2 Min.

Es scheint Mode zu werden, daß Journalisten aus DDR-Zeiten in Buchform ihre Memoiren präsentieren. Mit von der Partie nun auch Hubert Spahn. Nach dem Willen seiner Großmutter sollte er katholischer Priester werden - dieses Gelübde hatte sie bei einer Wallfahrt nach Lourdes abgelegt. Doch statt dessen fand er sich als Student am damaligen Institut für Publizistik der Universität Leipzig ein, jener Kaderschmiede für Journalisten, die im Volksmund »Rotes Kloster« hieß.

Recht knapp fallen die Episoden aus, die sich mit des Autors journalistischer Tätigkeit in Cottbus, Dresden und Berlin befassen. Soll man das bedauern oder begrüßen? Ganz offensichtlich jedenfalls hat der Autor keine ausgeprägte Neigung zur selbstkritischen Bilanzierung. Breiten Raum nimmt dafür die Kindheit in Dresden ein, entscheidend geprägt vom Miterleben des anglo-amerikanischen Bombenangriffs im Februar 1945. Was das »Rote Kloster« anbetrifft, so mußte der zum wissenschaftlichen Assistenten avancierte Verfasser es vorzeitig verlassen, nachdem er des Auszündens einer Gaslaterne in der Tieckstraße beschuldigt worden war. Sein Vergehen bestand darin, wie ein Kommilitone es in dem sich anschließenden Parteiverfahren auf den Punkt brachte, daß er nicht den Doppelcharakter der Laterne erkannt hatte. Er habe angenommen, es handle sich um eine gewöhnliche Gaslaterne, verkannte jedoch, daß diese zum fraglichen Zeitpunkt - in Berlin tagte eine Außenministerkonferenz der Siegermächte - ein Politikum darstellte: Denn da war erhöhte Wachsamkeit geboten. Offenbar ist diese Deutung dem Autor entfallen; sie findet sich nicht in seinen Erinnerungen.

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