Skilaufen im »Garten des Isergebirges«

Nordböhmen ist nicht nur schneesicher, sondern auch schnell zu erreichen und (noch) preiswert

  • André Micklitza
  • Lesedauer: ca. 3.5 Min.
Während manche schon den Frühling herbei sehnen, freuen sich andere auf das Vergnügen, Ski zu laufen. Nur 300 Kilometer von der deutschen Hauptstadt entfernt werden Wintersportträume wahr. Im nordböhmischen Isergebirge, dem weitaus bekannteren Riesengebirge westlich vorgelagert, macht der Winter seinem Namen noch alle Ehre. Ein Meter Schnee auf den weiten Hochebenen ist völlig normal, oft türmt sich die weiße Pracht aber viel höher auf.
Fast im Schritttempo zuckelt die Bahn von Liberec über Tanvald nach Korenov. Zur Bauzeit um 1900 war die Bahnstrecke mit vielen Brücken, Viadukten und Tunneln eine gefeierte ingenieurtechnische Meisterleistung. Heute kommt der Schienenweg nur noch für wenige Touristen in Betracht: Wer huckt sich schon noch einen Rucksack samt Ski freiwillig auf? Und wandert zwei Stunden vom Zielbahnhof im Schnee bis zur Herberge? Jizerka liegt so abgelegen, dass hierher kein Bus fährt. Nur eine schmale Straße, oft vereist und von Schneewehen zugeschüttet, führt von Horní Polubny ins Wintersportparadies. Kurz vor Jizerka taucht der markante Buchberg im Blickfeld auf.
Der einstige Vulkan aus dem Tertiär ist heute ein Naturschutzgebiet und mit seiner reichen Flora auch als »Garten des Isergebirges« bekannt. Gut ein halbes Jahr ist davon freilich nichts zu sehen, wenn Schnee alles überdeckt. Die Straße führt am Buchberg vorbei. Von hier oben genießt man einen Panoramablick über die Streusiedlung Jizerka und die Bergkämme und Gipfel. Das harte Klima, die umliegenden Wälder und kahlen Berge verstärken den Eindruck, man wäre mit einem Male jenseits des Polarkreises gelandet. Der Vorteil hier: Einladende, gut geheizte Bergbauden sind oft im Stundenabstand zu finden. In jeder wird das wohlschmeckende Bier gezapft, das, mit Gulasch und Knödeln genossen, allein jede Reise nach Tschechien rechtfertigt.
Im 19. Jahrhundert hatte das heutige Jizerka seine größte Blüte. 1828 ließ Franz Riedel hier die erste Glashütte erbauen, die Rohstoffe, vor allem Holz für die Brennöfen, gab es ausreichend. Nebenan ließ der »Glasbaron« für seinen Hüttenmeister ein Herrenhaus errichten. Im Unterschied zur alten Glashütte überstand das schindelgedeckte Gebäude alle Wirren der Zeit, erst in den 1990er Jahren drohte es zu verfallen. Dank des Engagements von Ondrej und Renata Duda wurde es liebevoll als kleines Hotel mit 13 Zimmern rekonstruiert und soweit als möglich im historischen Stil erhalten. Ondrej Duda schwärmt: »Unser Haus ist die ideale Ausgangsbasis für Naturliebhaber, Skilanglauffreunde und Radfahrer«.
Nach einer anstrengenden Wintertagestour genießt man die hauseigene Sauna mit Whirlpool in vollen Zügen und der Muskelkater ist wie weggeblasen. Das rührige Ehepaar Duda plant weiter: So wird das berühmte Gasthaus Pyramide ganz in der Nähe vom Hotel Herrenhaus ab April 2005 behutsam umgebaut. »Im historischen Speisesaal im Blockbaustil wird eine Cafeteria entstehen, das Übernachten in den Gästezimmern soll zu günstigen Preisen möglich bleiben«, ergänzt Herr Duda. Seine Frau, Innenarchitektin, wird auch hier so geschmackvoll gestalten, wie es ihr schon im Herrenhaus gelang.
Die Skiwanderwege beginnen in Jizerka vor der Haustür. Auf der Loipe des Promenadenweges fährt man in etwa einer Stunde zum Wittighaus. Hier blieb seit Jahrzehnten alles wie es war, einfach und rustikal. An schönen Wintertagen strömen die Skiläufer aus allen Himmelsrichtungen zuhauf in die warme Gaststube. Viele Sachsen, vor allem aus Görlitz und Zittau, kommen mit dem Auto zum Mittagessen oder Kaffeetrinken ins Wittighaus. Die Preise sind moderat geblieben, da kann man sich nach dem Essen auch noch den legendären Sahneeisbecher des Hauses genehmigen.

Übernachten: Horsky Hotel Pansky Dum, Jizerka 20, Tel: (00420)483384985, www.dudovi.cz, DZ mit Halbpension im Winter 57 Euro
Karte: Wintersportkarte Jizerske hory/Isergebirge, M 1: 50000, Shocart Zlín 2003, Kc 75 (ca. 2,50 Euro)
Literatur: K.& A. Micklitza, »Tschechien entdecken«, Trescher Verlag Berlin, 1. Auflage Dezember 2003, 454 S., 15,95 Euro
Anreise mit der Bahn: Aus dem Großraum Berlin mit der DB bis Cottbus, weiter mit der Lausitzbahn bis Zittau. Von hier Regionalbahn über Liberec und Tanvald nach Korenov, www.bahn.de und www.vlak-bus.cz
Anreise mit dem Auto: Aus dem Großraum Berlin über die A13, ab Spreewalddreieck auf der A15 nach Cottbus in Richtung Forst, Autobahngrenzübergang Forst/Olszyna, weiter auf der E 36 bis zum Abzweig Boleslawiec, von dort auf der Straße Nr. 297 über Lwówek Sl. nach Jelenia Góra. Kurz hinter dem Ortseingangsschild Jelenia Góra auf die E 65 nach Szklarska Poreba abbiegen und weiter zum polnisch-tschechischen Grenzübergang Jakuszyce / Harrachov fahren. Etwa 3 km südlich von Harrachov an der Kreuzung Na Myte nach rechts und nach 1 km wieder rechts nach Korenov abbiegen und weiter bergan über Polubny nach Jizerka.
Winte...

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