Integrationshilfe für den Alltag

Giyas Sayan ist migrationspolitischer Sprecher der PDS-Fraktion im Abgeordnetenhaus.

  • Lesedauer: 2 Min.
ND: Das Abgeordnetenhaus hat das so genannte Neutralitätsgesetz zur Gleichbehandlung aller Religionen im Öffentlichen Dienst verabschiedet. Ist damit der Kopftuchstreit ausgestanden?
Sayan: Das Gesetz ist das eine. Parallel dazu sind weitere Maßnahmen erforderlich, um die Integrationschancen für zugewanderte Frauen und Mädchen zu verbessern. Deshalb haben wir angeregt, der Senat möge einen entsprechenden Aktionsplan beschließen, um das Gesetz mit Leben zu erfüllen. Außerdem plädieren wir für einen Arbeitskreis »Islam und Schule«.

Aktionsplan und Arbeitskreis - das klingt sehr nach Bürokratie beim sensiblen Thema Integration.
Durchaus nicht. Wird ein Gesetz beschlossen, müssen konkrete Einzelmaßnahmen folgen. Denn die Konflikte zeigen sich im Alltag. Nehmen wir das Thema Zwangsverheiratung. Die jungen Mädchen und Frauen sind oft allein mit diesem Problem, wissen nicht, mit wem sie sich beraten können. Wenn die Jugendämter entsprechend qualifiziert sind, können sie Partner sein für die betroffenen Frauen. Auch in den Schulen sollten die Mädchen qualifizierte Ansprechpartner haben für ihre Probleme.

Und das könnte ein Arbeitskreis »Islam in der Schule« sein?
Wenn Schul- und Kulturverwaltung, Migrationsbeauftragter, wissenschaftliche Kapazitäten der Universitäten gemeinsam mit islamischen Einrichtungen einen solchen Arbeitskreis bilden, könnte das für die Schulen sehr hilfreich sein im Umgang mit solchen Problemen wie die Nichtteilnahme von Muslima an Sport- oder Schwimmunterricht, an der Sexualerziehung, an Klassenfahrten und Freizeitaktivitäten. Energischer als bisher müssen Diskriminierungen von Migranten im Alltag unterbunden werden. Eine Antidiskriminierungsstelle sollte umgehend eingerichtet werden.

Wird ein neues Zuwanderungsgesetz beschlossen, wie müssen sich Behörden darauf einstellen?
Die Zuwanderung nach Berlin macht eine Modernisierung der Ausländerbehörde erforderlich. Sie muss sich zu einer Service- und Dienstleistungseinrichtung entwickeln. Mehrsprachigkeit und qualifizierter Internetauftritt gehören zu den zukünftigen Anforderungen. Vor allem bei Härtefällen müssen die Mitarbeiter schnell und qualifiziert reagieren.

Fragen: Peter Kirschey
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