Der Galerist als Katalysator?

Eine Vernissage mit Hintergrund und ohne Künstlerverband bei der FDP

  • Anouk Meyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Aus Mitteln des Atelierprogramms Stipendien zu finanzieren, die von Galerien vergeben werden - mit dem Berufsverband Bildender Künstler (bbk) ist das nicht zu machen. Deshalb war Vorsitzender Herbert Mondry gar nicht erst zur Podiumsdiskussion gekommen, zu der die Berliner FDP-Fraktion unter dem Titel »Der Galerist als Katalysator wirtschaftlichen Erfolgs von Künstlern« in ihre Lounge im Parlamentsgebäude eingeladen hatte. Eng wie in einer Sardinenbüchse ging es dort zu. Vielleicht hatten sich viele der Zuhörer von der Aussicht anlocken lassen, sich bei angenehmer Beleuchtung in opulenten Sofas fläzen zu können. Stattdessen quetschte man sich in einem kleinen, spartanisch eingerichteten Raum, der so voll war, dass die wunderschönen Bilder der norwegischen Künstlerin Berit Myreboe kaum zu sehen waren. Schade, denn die schimmernden Aluminiumplatten mit zarten Schraffierungen und schattenhaften Gestalten hätten durchaus Beachtung verdient. Ebenfalls schade, dass mit der Absage von Mondry Künstler nicht auf dem Podium vertreten waren. »Über den Vorschlag, die totale Entmündigung eines freien Berufs auch noch staatlich zu fördern, kann man mit uns nicht sprechen«, hieß es in einem Brief von Mondry an die kulturpolitische Sprecherin der FDP, Sibylle Meister. Wie bbk-Geschäftsführer Bernhard Kotows- ki dem ND mitteilte, befürchte man nicht nur eine totale Abhängigkeit der Künstler von Galeristen, sondern auch eine privatisierte Auswahl der Stipendiaten nach rein wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Damit war der strittigste Punkt schon einmal vom Tisch. Gut aufgenommen wurden die FDP-Ideen, an den Kunsthochschulen marktwirtschaftliche Kurse einzuführen und die Auftritte von Galerien bei internationalen Messen zu fördern. Dem schloss sich Henrike Höhn vom Landesverband Berliner Galerien an: Bei vielen der 350 Galerien liege der Jahresumsatz unter 50000 Euro, so dass eine Messebeteiligung ohne Zuschüsse nicht zu finanzieren sei. Auch Anschubprogramme für junge Galerien, wie in anderen Branchen üblich, seien vonnöten. Zu einer stärkeren Regulierung der Verträge zwischen Künstlern und Galerien, wie sie Rechtsanwältin Elsa Blanke vorschlug, hat der Verband eine eher zwiespältige Meinung - zu viel Regulierung ist nicht erwünscht. Beklatscht wurde die Idee von Sammler Erich Marx, eine Gesellschaft für junge Sammler zu gründen. Er will Anfängern helfen.
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