Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

Schlacht an der Oberbaumbrücke

Stellt Polizei nichtdiensttuende Wasserwerfer zum Schutz von FFFF, TKKG und Over bereit? Von Rainer Funke

  • Lesedauer: 2 Min.

Mit einer übel-turbulenten Schlacht rechnen für gewöhnlich gut unterrichtete Eingeweihte am Sonntag ab 15 Uhr auf und unter der Oberbaumbrücke. Anlaß dürfte ein bislang geheimgehaltener Festakt am selbigen Ort sein, mit dem dem Beitritt Kreuzbergs zum künftigen Großfriedrichshain und der Umbenennung in Unterfriedrichshain gehuldigt werden sollen, wie das Landesamt für Verfassungsschutz auf ND-Nachfrage mitteilte.

Einer der Anmelder des Aktes ist ein gewisser Freke Over, der sich als PDS-Abgeordneter ausgibt, sowie einige Vereine, darunter der TKKG (Total Krasse Kreuzberg Gegner) und die FFFF (Femi-

nistische Friedrichshainer Frauen Front). Letztere will sich zugleich an »Kreuzberger Mackern« mit faulen Eiern und Tomaten versündigen und hat eine Ausgangssperre für alle unbegleiteten Kreuzberger Männer ab 15.30 Uhr verhängt.

Die Festrede wird dem Vernehmen nach der Volksheld Helios Mendi Guru halten, der auf einem Flugblatt als »Einziger« bezeichnet wird und das verlorene Kreuzvolk in den Hain führen möchte.

In der Anmeldung des Festaktes beim polizeilichen Staatsschutz hatte Over allerdings gemutmaßt, daß mit Ausschreitungen von Kreuzberger Chaoten zu rechnen sei. Tatsächlich wollen sich, wie ND erfuhr, kreuznationalistische Bergpatrioten gegen die »Einverleibung ihres Territoriums« mit allen Kräften wehren. Die KPD/RZ beispielsweise hat inzwischen

ihre »alten Saufkumpane von der Kreuzberger Kamarilla« alarmiert.

Over bat unterdessen die Innenverwaltung um Polizeischutz. Der Innensenator möge »durch (s)eine verstärkte militärische Präsenz im öffentlichen Raum des ehemaligen Kreuzbergs Aufmüpfigkeiten jeglicher Art in bewährter Weise im Keime ersticken« helfen. Over mobilisierte zugleich die WAF (Wasser Armee Friedrichshain), den bewaffneten Arm der Bewegung Großfriedrichshain, und flehte den Innensenator um kollegiale Hilfe an, der WAF zum Schutz vor den Kreuzseparatisten nichtdiensttuende Wasserwerfer zur amtlichen Verrichtung zu überlassen.

Die Antwort des Senators steht noch aus. Und auch der Staatsschutz verhielt sich skeptisch. Aus der Akt-Anmeldung sei ersichtlich, daß »mit Verstößen gegen die Gebote der Friedlichkeit und Waffenlosigkeit« zu rechnen sei, teilte man den Veranstaltern mit. Weshalb man eine Verbotsverfügung vorbereitet habe.

Inzwischen konnten diesbezügliche Befürchtungen bei der Behörde als Mißverständnisse ausgeräumt werden. Die Polizei hat das Vorkommnis und zehn Ordner genehmigt. Allerdings warnte sie nachdrücklich davor, das Ansehen der Brücke und anderer gegenständlicher Politikfelder zu beschädigen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal