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Krisenmanagement auf Hochtouren

Gesellschaften und Anleger arbeiten an Strategien Von Jens Adolph

  • Lesedauer: 3 Min.

Nach den großen Verlusten des letzten Jahres bewegen sich die ostasiatischen Börsen auf niedrigem Niveau.

Unwägbarkeiten werden in erster Linie von dem um 15 000 Punkte pendelnden Nikkei-Index verursacht. Über 100 Milliarden Dollar wurden inzwischen aus der ostasiatischen Krisenregion abgezogen. Trotz Klagen engagieren sich Fondsanleger weiterhin in den Tigerstaaten. Sie suchen nach sicheren Anlagemöglichkeiten und nutzen Gewinne aus den stark gestiegenen Kursen Westeuropas und der USA. Schon im Interesse einer breiten Streuung wird Ostasien von den europäischen und amerikanischen Fondsmanagern also weiterhin berücksichtigt.

Insbesondere die für 1998 stark nach unten korrigierten Wachstumszahlen rufen Bedenken hervor. Für Hongkong, Malaysia und die Philippinen erwartet man zwei bis drei Prozent und in Singapur vier Prozent Wachstum. Japan wird bestenfalls stagnieren, während in Südkorea ein Rückgang von zwei, in Thailand von sechs und in Indonesien von fünfzehn Prozent prognostiziert wird. Optimisti-

scher sind die Einschätzungen für 1999 Hier werden wieder steigende Wachstumsraten erwartet werden. Besonders aufmerksam blickt man nach Tokio. Japans Exportfirmen bleiben von der krisenhaften Entwicklung nicht verschont, gelten aber noch als relativ sicher. Wesentlich größere Bedenken gibt es bei japanischen Unternehmen, die vorrangig den schwachen Inlandsmarkt beliefern.

Ausländische Anleger halten rund zehn Prozent der Aktien börsennotierter japanischer Firmen - eine Verdopplung in den letzten fünf Jahren. Aktienfonds nutzten die fallenden Kurse zu Käufen. Durch Forderungen der Aktionäre nach mehr Offenheit bei Informationen und Änderungen in den traditionellen Führungsstrukturen werden neue Managementformen gefördert. Gerade wurde der Brief einer britischen Vermögensverwaltung an ausgewählte Unternehmen mit guter Gewinnstruktur bekannt, die zum Rückkauf von Aktien aufgefordert wurden. Als Folge des Briefes kam es zu zahlreichen Gesprächen zwischen Managern und Vertretern der Vermögensverwaltung Henderson Investors, die japanische Aktien im Wert von rund einer Milliarde Dollar hält. Schon drei Prozent des Aktienbesitzes eines Unternehmens würden ausreichen, um die Abhaltung einer Aktionärsversammlung zu verlangen.

Dennoch bleiben viele Vorbehalte gegenüber dem Engagement in Ostasien bestehen. Die Unternehmen der Region beschreiten neue Wege, um an benötigte Mittel zu gelangen. Konvertierbare Anleihen werden ausgegeben, deren Sicherheit erwartete Einnahmen zumeist aus dem Exportgeschäft sind. Damit lassen sich die hohen Zinsen vieler Zentralbanken umgehen und die Gewinnung besonders sicherheitsbewußter Anleger ist möglich. Die Beteiligung an den erwarteten Einnahmen wird ihnen fest zugesprochen, so daß sie nicht von den schwankenden Börsenkursen bei Aktienkäufen abhängig sind. Das funktioniert vor allem bei Firmen mit guten Perspektiven, so daß Infrastrukturprojekte kaum Aussichten auf diese zusätzliche Finanzierungsmöglichkeit haben.

Experten möchten trotz aller Probleme die Entwicklung nicht mit der Depression der 30er Jahre vergleichen, da es heute eine viel größere Kooperation zwischen den Zentralbanken gibt und Goldwährungen nicht mehr existieren. Optimisten sehen sogar schon den Anstieg des Nikkei-Index auf weit über 20 000 Punkte voraus. Kleinanleger sollten Entscheidungen über Anlagen in der Region natürlich erst nach dem Ende der jetzigen hektischen Schwankungen treffen und dabei möglichst breitgestreute Fonds bevorzugen. Ohne größere Gewinnerwartungen wird momentan Technologieaktien noch die günstigste Kursentwicklung zugetraut. Computer- und Elektronikfirmen erhalten von den Anlegern relativ gute Bewertungen, da ihre starken Positionen auf den internationalen Märkten anerkannt werden.

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