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Kreuzberg zurückgeführt in den Hain

Unterfriedrichshainer unterlagen in Wasserschlacht Von Felix Herrmann

  • Lesedauer: 2 Min.

Das Gejohle war am Sonntag der Startschuß auf der Oberbaumbrücke: Die verfeindeten Lager der Nachbarbezirke Kreuzberg und Friedrichshain stürmten aufeinander Es flogen Wasserbomben, Apfelsinen und Zitronen. Die Friedrichshainer Lokalpatrioten waren den Aufrufen von TKKG (Total Krasse Kreuzberg Gegner) und FFFF (Feministische Frauenfront Friedrichshain) gefolgt, die endgültige Eingliederung von Unterfriedrichshain (sogenanntes Kreuzberg) in den Mutterbezirk zu feiern.

Die Kreuzberger Patriotischen Demokraten/Realistisches Zentrum (KPD/RZ) hatten im Gegenzug dazu aufgerufen, die

freiheitlich demokratische Grundordnung in Kreuzberg zu verteidigen und riefen den Katastrophenfall aus. Im Zuge der totalen Mobilmachung wurde die Kreuzberger Landwehr in Gründung (KliG) gebildet, der das Friedrichshainer Bündnis die Wasserarmee Friedrichshain (WAF) entgegensetzte.

Nicht zu Unrecht war die Polizei aus Sorge vor Krawallen in großer Zahl in der Gegend um die Brücke als der direkten Grenze Friedrichshain-Kreuzberg aufgefahren. Als die Gewalt losbrach, schritt sie jedoch unverständlicherweise nicht ein: Das Bauwerk wurde zum Schauplatz einer gewaltigen Materialschlacht beider Seiten. Containerweise wurden Wasserbomben an die Front transportiert, mit Wasserpistolen kämpf-

ten die erbitterten Gegner bis zur Erschöpfung. Verfaulte Tomaten kamen ebenso zum Wurfeinsatz wie Zitrusfrüchte und grüne Spaghetti von voriger Woche.

Besonders umkämpft war der von Spreewasser gespeiste Feuerwehrschlauch, an dem ruhmreiche Angriffe mit schmachvollen Rückzügen wechselten. Kreuzberger Feuerteufel fuhren mit Motorrad und Flammenwerfer durch die Gegend und heizten so den Kampfgeist aller Beteiligten immer weiter an. Die Lautsprecherwagen der WAF wurden zeitweise von Kreuzbergern gekapert. Es ertönten Rufe wie »Nie wieder Friedrichshain!«, welche mit »Ost-Ost-Ost-Berlin! «-Chören gekontert wurden.

Aus erbittertem einstündigem Kampf gingen die Friedrichshainer als klare Sieger hervor. Der Kreuzberger Widerstand wurde schließlich so stark zurückgedrängt, daß die WAF vom neutralen Brückengebiet auf Kreuzberger Boden überwechselte. Freke Over, Mitinitiator des Friedrichshainer Bündnisses, sprach von »einem Sieg auf ganzer Linie« und verkündete stolz:»Kreuzbergistnun Gehich

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