Ökologie statt Agent Orange

Im vietnamesischen Tien Thuy wird Umwelterziehung groß geschrieben

  • Ilona Schleicher
  • Lesedauer: 3 Min.
Auch 30 Jahre nach dem Vietnam-Krieg sind längst noch nicht alle Folgen überwunden - internationale Solidarität bleibt daher wichtig. Im Fischerdorf Tien Thuy entsteht derzeit in Zusammenarbeit von Gemeinderat und SODI eine Grundschule.
Während des Vietnam-Krieges hatte die US-Air-Force die Fischergemeinde Tien Thuy mit massiven Bombardements belegt. Über 300 Wohnhäuser und Boote, die buddhistische Pagode sowie die katholische Kirche wurden zerstört. Auch die Grundschule wurde vom Bombenhagel in Schutt und Asche gelegt. 22 Kinder und Lehrer kamen damals dabei ums Leben.
Aus Trümmern wurde die Schule notdürftig wieder aufgebaut - mit fünf niedrigen Klassenräumen und einem Strohdach. Sie erfüllte ihren Zweck. Doch inzwischen ist sie baufällig und zu eng für die knapp 900 Kinder geworden.
Eine neue Schule muss her - aber nicht irgendeine, denn der Gemeinderat will neue Wege gehen. An das Lehrgebäude soll auch ein Schulgarten angeschlossen sein, in dem den Kindern Umweltbewusstsein auf ganz praktische Art und Weise nahe gebracht werden kann. Um das Projekt zu realisieren, arbeitet der Gemeinderat erstmals mit einer ausländischen Organisation zusammen - dem Berliner Solidaritätsdienst-international (SODI).
Die Fischer weiß die Behörde hinter sich. Ihre Kinder sollen zu den ersten an der vietnamesischen Küste gehören, für die Umwelterziehung zum Unterricht gehört.



Bund für Naturvölker, Survival International Deutschland und SODI werden unter anderen am kommenden Sonnabend, dem 4.Juni, im »Global Village« des ND-Pressefestes vertreten sein.



Umweltbewusstsein soll in Tien Thuy nun einen neuen Stellenwert erhalten. Das Schulgebäude wird zwei Stockwerke haben, damit es bei Taifunkatastrophen auch als Evakuierungsstützpunkt dienen kann. Im Schulgartenunterricht werden die Kinder zudem Achtung vor der Natur gewinnen. Darüber hinaus soll die Umwelterziehung fester Bestandteil des Bildungsprozesses werden.
Für die Pädagogen in Tien Thuy ist dies eine große Herausforderung, denn spezielles Schulmaterial dafür gibt es noch nicht. Sie gehören zu den Pionieren, die das von der Regierung beschlossene »Programm zur Einführung der Umwelterziehung in der Volksbildung« umsetzen werden. Eine wichtige Säule des Programms ist das Anlegen von Schulgärten in 25 000 Grundschulen. Die Lehrer und Lehrerinnen in Tien Thuy werden auf den Rat des Zentrums für Bildung und Kommunikation zu Umweltfragen (CEACE) - Partner der Rosa-Luxemburg-Stiftung - zurückgreifen können. Mitglieder des Zentrums waren an der Erarbeitung des Programms zur Umwelterziehung beteiligt. Und nicht nur das.
Frau Lac, selbst Lehrerin und Mitarbeiterin des Bildungsministeriums, hat im Unterricht Lehrinhalte praktisch erprobt. Sie freut sich, dass das Schulprojekt in Tien Thuy ein Anliegen der Umweltaktivisten beherzigt: Mit der Einführung der Umwelterziehung soll über die Schule hinaus das Umweltbewusstsein entwickelt werden. Die geplante gemeinsame Baumpflanzaktion der Schulkinder und der Bevölkerung von Tien Thuy wird hierfür an der Küste Zentralvietnams ein Zeichen setzen. Das Projekt wird aus SODI-Spenden und Fördermitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung finanziert. 26000 Euro an Spenden sind nötig.
SODI-Spendenkonto: 4385205000, Berliner Bank, BLZ 10020000, Kennwort: Bildung und Umwelt
#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal