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Städtische Zirkulationen

Eine Ausstellung befasst sich mit dem »bewegten Teil« Lichtenbergs

  • Hans-Jürgen Neßnau
  • Lesedauer: 3 Min.
»Städtische Zirkulationen« ist eine Ausstellung über die Kreisläufe, Strömungen und Rhythmen von Menschen, über Ideen, Bilder und Ressourcen im städtischen Raum. Sagen die Macher - Künstler aus Dänemark und Deutschland. Bis zum 3. Juni zeigen sie ihr Bild vom Bezirk Lichtenberg. Die Exposition beschäftigt sich mit dem »bewegten« Teil der Stadt. Sie ist das Ergebnis von Beobachtungen, Begegnungen, Gesprächen und Touren der beteiligten Künstler durch den Bezirk. Die Ausstellung besteht aus Präsentationen im Bahnhof Lichtenberg (Obergeschoss), einem Projekt am Tuchollaplatz in der Victoriastadt, Plakaten im öffentlichen Raum und einer Radiosendung im Offenen Kanal Berlin, die heute, 22 Uhr, letztmalig ausgestrahlt wird. Die Stadt sei nicht nur durch ihre Architektur definiert, sondern auch durch die Art und Weise, wie die Menschen in ihr wohnen und sie nutzen, erklären die Künstler. Lichtenberg habe seinen eigenen Rhythmus, der die Spuren seiner Geschichte, seiner Einwohner und der wirtschaftlichen Lage trägt. Mit dem Bezirk unvertraut, befragten die Künstler Menschen in anderen Bezirken darüber, was sie über Lichtenberg erzählen können. Einige Beispiele: »Es ist ein schöner, grüner Ort. In Karlshorst ist die Trabrennbahn und dann gleich der Wald.« »Lichtenberg? Ich fahre dort immer vorbei und steige dort nie aus.« »Lichtenberg hat viele Gesichter.« »Der Ortsteil ist nicht nachhaltig präsent. Der ist doch zu weit weg. Fast Polen eigentlich.« Ein anderer Künstler bat Lichtenberger verschiedenen Alters, Gedichte über den Bezirk zu schreiben. Seine Sammlung fasste er unter der Überschrift »Lichtenberg ist wie eine verstaubte Blume am Straßenrand« zusammen. Zwei Radiosendungen wurden produziert, die in der Ausstellung auf CDs zu hören sind. Präsentiert werden Interviews mit Leuten, die in drei Museen arbeiten und sich mit Lokalgeschichte auseinander setzen. Fünf Radioprogramme über politische Geschichten sind zu hören, die 1975 bis 1990 im DDR-Rundfunk gesendet wurden. »Spacecampaign« heißt ein Plakat, das ein Zitat einer Lichtenbergerin über den sozialen Wandel beschreibt. Wohl symptomatisch für die Veränderungen, die viele Leute wahrnehmen: Dass man viel weniger mit den Nachbarn zu tun hat, dass das Leben sich mehr und mehr an Geld und Arbeit ausrichtet. Bei einem weiteren Projekt befragte ein Däne Menschen in der Victoriastadt, was aus dem alten System heute wert wäre, übernommen zu werden. Die Interviews werden als Video am Tuchollaplatz präsentiert. Kostproben: »Man hat nach der Wende das Rad neu erfunden mit dem ganzen Recycling. Dieser ganze Unsinn war zu DDR-Zeiten clever gelöst. Da hatte man die Sekundärrohstoffannahmestellen.« »Das Gesamtschulsystem der DDR ist eine wunderbare Idee. Es ermöglichte jedem einen gewissen Bildungsstand.« »Viel besser war die Einheitskrankenkasse in der DDR. Jeder hat den gleichen Satz an Krankengeld und an die Sozialversicherung gezahlt.« Ausstellung im Bahnhof Lichtenberg noch bis Freitag, 10 bis 19 Uhr
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