Dieser Text ist Teil des nd-Archivs seit 1946.

Um die Inhalte, die in den Jahrgängen bis 2001 als gedrucktes Papier vorliegen, in eine digitalisierte Fassung zu übertragen, wurde eine automatische Text- und Layouterkennung eingesetzt. Je älter das Original, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass der automatische Erkennvorgang bei einzelnen Wörtern oder Absätzen auf Probleme stößt.

Es kann also vereinzelt vorkommen, dass Texte fehlerhaft sind.

nsm ““ B1 Wiener FairHandlungen

Europas Weltläden mahnen EU-Sozialstandards an Von Uwe Prüfer

  • Lesedauer: 2 Min.

Österreichs Wirtschaftsminister Hannes Farnleitner wird schwer an ihr zu tragen haben - der »Giant Postcard«, die ihm am 9. Oktober in Wien beim EU-Sondergipfel von Engagierten des Fairen Handels übergeben wird.

Die EU-Präsidentschaft Österreichs nutzen Vertreter des Netzwerks der Europäischen Weltläden (NEWS), um die Verantwortung der Politik anzumahnen, den Wirtschaftsraum Europa auch sozial zu gestalten. Die Übergabe der »gigantischen Postkarte« mit einem Forderungskatalog, arrangiert vom österreichischen Weltladenverband ARGE, ist Teil der europaweiten Kampagne »Made in dignity - hergestellt in Würde«, die multinationale Unternehmen zur Einhaltung von menschenwürdigen Arbeitsund Sozialstandards anhalten soll.

Die 14 nationalen und überregionalen Dachverbände des Fairen Handels in Europa, die von den alternativen Importorganisationen mit einem Jahresumsatz von etwa 200 Millionen ECU und vielen Partnern nicht nur aus dem entwicklungspolitischen Spektrum unterstützt wurden, konzentrierten sich 1998 auf die Textilbranche. Langfristig zielen sie darauf, generell die Macht von Wirtschaftsunternehmen zu begrenzen und sie auf einen Verhaltenskodex zumindest nach Richtlinien der OECD, der Organisation der wichtigsten Industriestaaten, zu verpflichten. Frühere Boykottversuche haben sich als nicht durchsetzbar bzw teilweise als kontraproduktiv für die eigentlichen Produzenten in den sogenannten Entwicklungsländern erwiesen.

Nunmehr setzen die Aktivisten auf die »Macht der Konsumentinnen«, ihre Kaufwahl auch nach ethischen und ökologischen Aspekten zu motivieren. Einige Großunternehmen, so der Otto-Versand, C&A und Levi's, haben bereits reagiert. Sie versuchen, mit Selbstverpflichtungen

in die Offensive zu gehen und ihre Kundschaft zu beruhigen. Schwachpunkte liegen jedoch meist in der fehlenden unabhängigen Kontrolle der selbstverordneten Sozialstandards. Aber jetzt hat der in New York ansässige »Council on Economic Priorities« mit dem »SA 8000« ein System zu deren Kontrolle bei Zulieferern von Multis entwickelt.

1998 waren in der Bundesrepublik auf Initiative des Dachverbandes der Weltläden - hierzulande etwa 700, davon 150 in Ostdeutschland - rund 20 000 Postkarten mit entsprechenden Forderungen an den Otto-Versand und die Karstadt-AG sowie an Bundesarbeitsminister Norbert Blüm gesandt worden. Nicht nur die beiden Branchenriesen haben Zulieferer in Asien, Afrika und Lateinamerika, bei denen fundamentale Arbeitsrechte wie Gewerkschaftsfreiheit, Gesundheitsschutz, angemessene Löhne und das Verbot von Kinder- und Zwangsarbeit mißachtet werden. »Schmutzige Wäsche waschen« hieß deswegen eine von vielen Aktionen in der Öffentlichkeit, besonders zum 3. Europäischen Weltladentag am 9 Mai.

Als nicht unbedingt zu erwartender Erfolg hat sich die Aktion »Fair pay - fair play« erwiesen. Als Kaufalternative brachten die fairen Händler ohne ausbeuterische Kinderarbeit und für bessere Löhne genähte Fußbälle auf den deutschen Markt. Davon wurden bisher mehr als 100 000 Stück verkauft!

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal