nd-aktuell.de / 09.10.1998 / Politik / Seite 9

Kostendeckung nur über Personalabbau

Wie das zu bewerkstelligen sei, darum vor allem drehte sich die »Linksverkehr«-Debatte. BVG-Vorstandschef Rüdiger vorm Walde bescheinigte dem DIW eine »saubere Arbeit« und wies darauf hin, daß die BVG durch Rationalisierung (Personalabbau plus Preiserhöhung) den Kostendeckungsgrad von 32 auf 53 Prozent erhöht haben. Der BVG-Chef gedenkt, diesen Weg fortzusetzen: Die Zahl von derzeit 17 000 BVG-Beschäftigten soll -Holding hin, Holding her - letztlich auf 13 000 reduziert werden. Alle Maßnahmen, die mehr Fahrgäste bringen, müßten »kostenneutral« sein, also auch Joboder Semestertickets.

Mit ihrem Vorschlag, die BVG-Preise sofort um 30 Prozent zu senken, um so mehr Fahrgäste heranzuholen, stieß Jutta Matuschek, verkehrspolitische Sprecherin der PDS-Fraktion, bei vorm Walde auf wenig Gegenliebe. 30 Prozent geringere Preise brächten 20 Prozent mehr Fahrgäste - ergo stiege das Defizit um 10 Prozent, konterte auch der Geschäftsführer des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), Martin Runke. Niedrigere Fahrpreise sind für Matuschek, wie sie sagte, der »Schlüssel zu mehr Fahrgästen und damit die beste Möglichkeit, den derzeitigen Fahrgastschwund zu stoppen«. Rettung für die BVG sieht sie in einem »Maßnahmepa-

ket«. Dazu gehörten neben der in Berlin unbedingt nötigen ÖPNV-Beschleunigung auch vernünftige Investitionen, eine innovative Verkehrsorganisation, eine innerbetriebliche Reform der BVG sowie veränderte Rahmenbedingungen. Berlin solle, so Matuschek, zu einer »Modellstadt des ÖPNV« werden, wofür das alte Ziel einer 80/20-Teilung von öffentlichem und individuellem motorisierten Verkehr - statt des derzeitigen 40/60-Verhältnisses - verfolgt werden müsse.

DIW-Experte Kuhfeld erinnerte daran, daß das 80/20-Verhältnis kein politisches Wunschbild sei, sondern einer Studie der TU entstamme. 80/20 stellt danach für Berlin ein optimales Verhältnis in dem Sinne dar, daß der Autoverkehr fließen könne. Anders gesagt: Zuviele Autos stehen sich selbst und dem anderen Verkehr im Wege, wie derzeit nach der Eröffnung der Daimler-City am Potsdamer Platz zu besichtigen ist.

Kuhfeld wie auch andere in der »Linksverkehr«-Runde bedauerten, in der Hauptstadt nähmen nur SPD, Grüne und PDS solche Erkenntnisse wahr, und prangerten das Desinteresse der CDU an. Jeder Brandenburger Kreis haben einen Nahverkehrsplan, nur Berlin nicht, so der Geschäftsführer des Berlin-Brandenburger-Verkehrsverbundes, Uwe Stindt. Von den Beschäftigten werde Rationalisierung verlangt, die Politik rationalisiere sich aber nicht, um so Kosten zu senken.