Am laufenden Band

Papierstreiks in Finnland enden mit Patt

  • Bernd Parusel, Stockholm
  • Lesedauer: ca. 1.0 Min.

Nach einem außergewöhnlich harten Arbeitskampf wird in den finnischen Papier- und Zellstoff-Fabriken wieder gearbeitet - künftig auch an bisher arbeitsfreien Feiertagen. Karenztage dagegen konnten abgewehrt werden.

Fast sieben Wochen lang stand in rund 70 Papier-, Zellstoff- und Kartonfabriken in Finnland die Arbeit still - der härteste Arbeitskampf seit dem Generalstreik 1956. Nachdem die Papierarbeitergewerkschaft »Paperiliitto« mit Warnstreiks und einer zweitägigen Arbeitsniederlegung gegen Flexibilisierungsforderungen gekämpft hatte, sperrten Stora Enso und andere Papierkonzerne ab 18. Mai ihre Beschäftigten aus. 23000 Papierarbeiter waren betroffen. Erst am 29. Juni kam es zu einer Einigung. Demnach laufen die finnischen Papiermühlen und Zellulosefabriken künftig das ganze Jahr, auch an Feiertagen wie Mittsommer und Weihnachten. Im Gegenzug wird die Jahresarbeitszeit um vier bis acht Stunden gekürzt. Die Löhne sollen in den kommenden Jahren jeweils um zwischen 1,9 und 2,5 Prozent steigen. Besonders umstritten war die Einstellung von Leiharbeitern, die nicht an die Tarife gebunden sind. Stora Enso, UPM, M-real und die anderen Papierkonzerne dürfen künftig Leiharbeiter einstellen - sofern sie dies auf Betriebsebene mit der Gewerkschaft vereinbart haben. Gelöst ist das grundsätzliche Problem damit freilich nicht. Andere Rückschritte konnte Paperiliitto abwenden. So wird es bei Erkrankung auch in Zukunft keine unbezahlten Karenztage geben, keine 12-Stunden-Arbeitstage ohne Überstundenzuschläge und auch keine Aufweichung des Kündigungsschutzes. Auch die Forderung der Industrie, den Jahresurlaub der Beschäftigten künftig auf mehrere Zeiträume im Jahr zu verteilen, setzte sich nicht durch. Die Papierherstellung ist eine der wichtigsten Branchen Finnlands und verzeichnete im letzten Jahr einen Produktionsrekord. Der international aktive Konzern Stora Enso verzeichnete im ersten Quartal 2005 einen Vor-Steuer-Gewinn von 86 Millionen Euro und rechnet für die kommenden Jahre mit einer...

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