Der Laie staunt und wundert sich

Bodybuilding: Doping bleibt ein Tabu-Thema

  • Lesedauer: 2 Min.
Die teuersten Karten bei den World Games gab es bei den Bodybuildern - 65 Euro kostete ein Platz in der ersten Reihe. Die insgesamt 1000 im Theater am Marientor waren an beiden Tagen komplett ausverkauft. Eine eingeschworene Gemeinschaft der Kenner. Die Königsklasse der Bodybuilder ist das Schwergewicht, ab 85 Kilo. Auf der Bühne fünf tiefbraun glänzende Männer in knappen Badehosen, die mit grimassierendem Gewinner-Lächeln die Muskeln spielen lassen. Alle Oberkörper sind trapezförmig, egal ob die Finalisten nun aus Deutschland, Ägypten, Estland, Katar oder Russland stammen. Da türmt sich der Bizeps und aus dem Saal werden die schweren Jungs ordentlich angefeuert. Nach- einander werfen sich die Herren jeweils eine Minute lang im Takte der Musik in Posen. Der wirkliche Sport liegt jetzt eigentlich schon hinter ihnen: die unzähligen Stunden an Hantel und Bank und auch die eisenharte Diät. Die Kampfrichter stimmen ab, bewerten die Leiber nach Muskelausprägung, Symmetrie, Gleichmäßigkeit und Harmonie. Eigentlich ein »Schönheitswettbewerb«. Was jedem einzelnen so gefällt, bleibt am Ende Geschmackssache. Dem unkundigen Zuschauer hat sich nichts erschlossen, die Fans aber verlassen begeistert den Saal. Draußen bilden sich Trauben, und einige Besucher lassen sich mit den Bodybuilderinnen fotografieren. Die Damen haben den Wettbewerb schon hinter sich, schwirren aber immer noch im Bikini umher. Die knappe Wettkampfkluft macht sie als Athletinnen erkennbar Wie sie allerdings im Wettbewerb nach den Bodybuilding-Kriterien »feminine Ausstrahlung und weibliche Ästhetik« Weltspitze erreichen konnten, versteht wohl nur der Fachmann. Der Laie staunt und wundert sich. Ach ja, das Thema Doping spielt natürlich keine Rolle, wie der Amateur-Weltverband IFBB behauptet. Jirka Grahl
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