Rollend durch das Stelenfeld

TU-Sommeruniversität zu Barrieren lbesuchte das Holocaust-Mahnmal

  • Uta Herrmann
  • Lesedauer: 2 Min.
»Beängstigende, bewegende, bedrückende Stimmung - vor allem, wenn man zwischen den Stelen ist und keinen Straßenlärm mehr wahrnimmt«, schilderte Helmut Rebmann seine Empfindungen als er in seinem Rollstuhl durch das Denkmal für die ermordeten Juden Europas am Sonntagvormittag rollte. Gemeinsam mit anderen Teilnehmern der Sommeruniversität der Technischen Universität (TU) »Sinne schärfen... Barrierefreiheit als Herausforderung« besuchte er das Denkmal im Zentrum Berlins. 13 Zugänge mit einem Gefälle von maximal 8 Prozent sind für Rollstuhlfahrer gekennzeichnet. Martin Marquardt, Landesbeauftragter für Behinderte, berichtete bei der Eröffnung am Vortag, dass Anfragen Nachbesserungen des Entwurfes von Architekt Peter Eisenman zur Folge hatten. So wurden u. a. alle Durchgänge auf 95 Zentimeter Breite erweitert. Helmut Rebmann fühlt sich nicht reglementiert oder diskriminiert, wenn er nur bestimmte Wege benutzen kann. »Der Ort als Mahnmal steht für mich im Vordergrund.« Als Mitglied der Selbsthilfegruppe »Mobil mit Behinderung« ist er der Einladung des Kompetenzzentrums Barrierefreiheit Planen und Bauen an der TU und des Behindertenverbandes »Für Selbstbestimmung und Würde« e. V. gefolgt, die erstmalig im Rahmen einer Sommeruniversität Betroffenen- und Fachkompetenz zusammenführt. »Endlich werden Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen und Studenten miteinander streiten, reden und gemeinsam Lösungen erarbeiten, die Betroffene und Fachleute befriedigen«, meint Ilja Seifert, Vorsitzender des Berliner Behindertenverbandes. Dazu werden sie bis Freitag ausreichend Gelegenheit haben. Menschen mit und ohne Handicap und Studierende aus verschiedenen Fachgebieten, u. a. Architektur, Verkehrswesen, Stadt- und Regionalplanung, werden auf dem Weg vom U-Bahnhof Ernst-Reuter-Platz bis zum Hörsaal im Architekturgebäude der TU »Barrieren finden« und »Barrieren überwinden«. Unter diesem Motto konnten sich Studenten zuvor am Wettbewerb für den Erhard-Böttcher-Preis beteiligen. Die interessantesten Entwürfe und Projektideen werden nun in Arbeitsgruppen weiterentwickelt. Ziel ist, gemeinsam mit Behinderten, baulich geschaffene Barrieren zu identifizieren und innovative Lösungen vorzuschlagen, um diese intelligent aufzulösen. »Dafür wird man alle Sinne schärfen müssen und den U-Bahnhof mal anders ansehen«, meint Alexander Metzner, der gerade sein Architektendiplom am Kompetenzzentrum erhalten hat. Alle werden ihre Ergebnisse am Freitag präsentieren. Die beste Arbeit wird mit dem Erhard-Böttcher-Preis prämiert. Das Preisgeld von 1000 Euro wird vom Förderverein für Zentren für Technische Lebenshilfen e.V. zur Verfügung gestellt. »Wenn wir die Woche intensiven Studierens mit der Preisverleihung und Podiumsdiskussion beenden, hoffe ich, dass wir alle viel voneinander gelernt haben, dass neue Erkenntnisse und Erfahrungen in die künftige Lehre mit einfließen können«, verspricht sich Gerd Grenner vom Kompetenzzentrum von der Sommeruni. Weitere Informationen: www.kompetenzzentrum-barrierefrei.de
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