nd-aktuell.de / 18.10.2012 / Politik / Seite 4

Zahlenmagier

Ingolf Deubel steht wegen Untreue vor Gericht

Marcus Meier

Zwölf Millionen Euro Schaden soll er angerichtet haben: 7,8 Millionen Euro für das Land Rheinland-Pfalz, dem er von 2006 bis 2009 als Finanzminister diente, und vier Millionen Euro zu Lasten der staatlichen Nürburgring GmbH, als deren Aufsichtsratschef er firmierte. Drei Jahre nach dem finanziellen Crash der Rennstrecke sitzt Ingolf Deubel nun auf der Anklagebank des Landgerichts Koblenz.

Welch ein Abstieg. Deubel galt als »Zahlenmagier« (»Süddeutsche Zeitung«) und als Intimus von »King Kurt« Beck. Viele trauten ihm zu, das Zeug zum Landesvater zu haben. Der Judoka war Vize-Vorsitzender des Bundesrats-Finanzausschusses und Sprecher der SPD-Finanzminister. 2005 schlug Deubel die Abschaffung der wichtigsten kommunalen Einnahmequelle - der Gewerbesteuer - vor, um die Unternehmensteuern auf ein »international konkurrenzfähiges Maß zu drücken«. Gegenüber den Armen zeigte sich der promovierte Volkswirt weniger generös: 1999 entwickelte Deubel zusammen mit Florian Gerster, dem späteren Chef der Bundesanstalt für Arbeit, das »Mainzer Modell«, das Sozialhilfeempfänger in Niedrigjobs drängen sollte. Es wurde durch die Hartz-Reformen obsolet.

2009 stolperte Deubel über die Nürburgring-Affäre: Die kriselnde Rennstrecke sollte auf Kurt Becks Wunsch mit Hilfe privater Großinvestoren zu einer »Erlebniswelt« ausgebaut werden. Dubiose bis kriminelle »Kreditvermittler« sollen unter Deubels Ägide fürstlich entlohnt worden sein, wobei offenbar auch bei den Spesen (inklusive Bordellbesuche) nicht gegeizt wurde. Immer neue »Investoren« zauberten die Abkassierer aus dem Hut. Angeblich waren Lebensversicherungen, Ölfirmen und Milliardäre aus den USA an der Provinz-Rennstrecke interessiert. Doch all die »Geldgeber« sprangen ab. Schließlich platzte ein millionenschwerer Scheck und mit ihm das Projekt. Das LKA hatte Deubel zuvor mit deutlichen Worten gewarnt.

Der Staatsanwalt wirft Deubel neunfache Untreue im Zusammenhang mit dem Nürburgring-Projekt vor. Der 62-Jährige hat angekündigt, alle Vorwürfe aus der Welt zu räumen, sich zu ihnen aber nicht geäußert.