Waffenruhe für Syrien verkündet

Feuerpause soll vorerst nur für die Zeit des Opferfestes gelten

  • Karin Leukefeld, Damaskus
  • Lesedauer: 2 Min.
Die syrischen Streitkräfte stimmen einer viertägigen Waffenruhe zum islamischen Opferfest zu. Das teilte am Donnerstag die syrische Armeeführung in einer vom Fernsehen übertragenen Erklärung mit. Die Waffen sollen von Freitagmorgen an schweigen.

Der internationale Sondergesandte Lakhdar Brahimi hatte die Konfliktparteien zur Einstellung des Feuers während des am heutigen Freitag beginnenden viertägigen Opferfestes Eid al-Adha aufgefordert. Einen Tag vor Beginn des Festes lag über der syrischen Hauptstadt gespannte Stille. Nach heftigen Kämpfen unter Einsatz von Kampfjets am Mittwoch blieb es am Donnerstag ruhig. Das einzige Grollen, das man im Zentrum von Damaskus gelegentlich hörte, war Donner, der herbstlichen Regen ankündigte, dann aber doch ausblieb.

Die syrische Führung hatte sich mit ihrer Zustimmung zu einer Feuerpause bis 17 Uhr MESZ Zeit gelassen. Internationale Medien hatten unter Berufung auf Brahimi bereits am Mittwoch eine Waffenruhe angekündigt, nachdem der UN-Sicherheitsrat einstimmig eine entsprechende Erklärung verabschiedet hatte. Auf Antrag Frankreichs war der Text dahingehend geändert worden, dass in ihm »die syrische Regierung als die stärkere Seite« explizit hervorgehoben wurde.

Syrien wiederum warf Frankreich vor, die bewaffneten Gruppen im Lande mit Waffen und Technologie zu unterstützen. Das syrische Außenministerium hatte am Mittwoch in einem Schreiben die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates aufgefordert, die »Verbrechen bewaffneter Terrorgruppen (in Syrien) zu benennen, zu verurteilen und die Gruppen zur Verantwortung« zu ziehen. Dass der Sicherheitsrat zu dem Anschlag vom Sonntag in der Altstadt von Damaskus geschwiegen habe, sei auf die »unwürdige Haltung einiger Sicherheitsratsmitglieder, einschließlich Deutschlands« zurückzuführen und werde sich hoffentlich nicht wiederholen.

Syrische Oppositionelle im Ausland zweifelten die Ernsthaftigkeit der Regierung an. Das »syrische Regime hat während seiner Herrschaft immer alles unterschrieben und immer alles gebrochen«, klagte Haitham Maleh in Kairo. Die Opposition werde keine politische Lösung akzeptieren, bei der Präsident Baschar al-Assad im Amt bleibe. Anführer der islamistischen Al-Islam-Brigade vor den Toren von Damaskus und der Al-Nusra-Front, die Al Qaida zugerechnet wird, kündigten an, den Kampf fortzuführen. Man werde »diese dreckigen Spiele nicht mitmachen«, teilte die Al-Nusra-Front im Internet mit.

Am Mittwoch hatte ein Sprengsatz unter einem Kleinbus vier Tote und viele Verletzte gefordert. Der Anschlag ereignete sich in Tadamoun, einem Damaszener Vorort. In Douma, einer der Satellitenstädte östlich von Damaskus, fanden Armee-Einheiten 25 Leichen, darunter die dreier Kinder. Syrische Offizielle machten »terroristische Gruppen«, namentlich die Al-Islam-Brigade, für das Massaker verantwortlich. Oppositionelle beschuldigten dagegen das syrische Regime.

Am Donnerstag wurde die Leiche von Pater Fadi Haddad an der Straße von Damaskus nach Kuneitra gefunden. Der Priester der römisch-orthodoxen Mar-Elias-Kirche in Katana wurde offenbar durch einen Kopfschuss getötet. Haddad war vor einer Woche entführt worden, als er versuchte, die Freilassung eines von bewaffneten Gruppen Verschleppten zu erreichen.

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