Krieg. Frieden.

  • Ingolf Bossenz
  • Lesedauer: 2 Min.

Mafraq, Jordanien. Ein Lager für Flüchtlinge aus Syrien. Kinder spielen Krieg. Krieg? Klar, was sonst? Von der Gewalt in ihrem Heimatland traumatisierte Jungen greifen nun selbst zur (Spielzeug-)Waffe. Denn, wie schon der Kirchenlehrer Augustinus von Hippo wusste: »Das Leben der Eltern ist das Buch, in dem die Kinder lesen.« Unsere Erwartungshaltung gleicht reflexartig Bilder mit gespeicherten Stereotypen ab und setzt fertige Urteile frei. Doch die Kinder auf dem Foto wirken alles andere als traumatisiert. Ungeachtet schlimmer Erlebnisse, die sie zweifellos hinter sich haben, spielen sie unbefangen und hingebungsvoll - Krieg. Wie das Millionen andere Kinder tun. Ein Gebaren, das ein Schlaglicht auf die Schlechtigkeit der Welt wirft? Oder auf die Robustheit kindlicher Gemüter? Man sollte Kinder nicht unterschätzen. Der Ernst, mit dem sie ein Spiel, auch das Kriegsspiel, betreiben, hindert sie nicht, Spiel von Ernst zu unterscheiden. Krieg spielen und Kriegsspiele gehören ungeachtet der Kindern durchaus bewussten Bezugskette Krieg - Tod - Not und pazifistischer Bemühungen ganzer Elterngenerationen auch in unserem, friedlicheren, Weltpart weiter zu beliebten Freizeitbeschäftigungen Heranwachsender. Und nicht nur dieser, was unter anderem die hohe Frequentierung einschlägiger Computerspiele belegt. Dass jetzt sogar Soldaten der US-Eliteeinheit, die Osama bin Laden tötete, eine Spielefirma berieten, ist ein grotesker Gipfel. Kriegerische Gewalt ist ein Teil unserer Welt, mit dem sich Kinder - wie mit anderen Teilen - spielerisch auseinandersetzen. Solange Krieg Ernst ist, wird er auch Spiel sein. Friedrich Nietzsche, der vom Krieg wie vom Spiel eine Menge hielt, sah die »Reife des Mannes« darin, »den Ernst wiedergefunden zu haben, den man als Kind hatte, beim Spiel«. Was, verfolgt man diesen Gedanken weiter, unweigerlich auch das Können von Kindern umschließt, ein Kriegsspiel zu steuern, zu beenden und sich anderem, friedlichem, Tun zuzuwenden. Den Kindern das Kommando zu geben, wie es in einem populären Song heißt, ist sicher nicht die Lösung. Aber einen Rat, gleichsam einen Kriegsrat, kann man von ihnen schon annehmen: Dass es eigentlich kinderleicht ist, Frieden zu schließen.

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