Das Geschäftsmodell USA

»Killing Them Softly« von Andrew Dominik

  • Caroline M. Buck
  • Lesedauer: 2 Min.

Der US-Wahlkampf, dessen Slogans im Hintergrund aus Radios und Fernsehern schallen, ist der vorletzte: nicht Obama gegen Romney, sondern Obama gegen McCain beharken sich da mit politischen Reden zu Wirtschaft und Visionen. Orte der Handlung: siffige Kneipen, im Niemandsland von Überführungen und Industriebrachen parkende Autos, Kettenhotels und die unappetitlichen Hinterzimmer schlechtgehender Geschäfte. Es ist kein schönes Amerika-Bild, das »Killing Them Softly« entwirft, und das liegt nicht nur daran, dass der Film einen Krimi von George V. Higgins aus der jederzeit gewaltbereiten Hardboiled-Schule in die Zeit der Lehman-Pleite aktualisiert.

Law and order müssen wiederhergestellt werden im ziemlich trostlosen New Orleans der Nach-Katrina-Jahre, Recht und Ordnung - oder was in Glückspielmafiakreisen so für Recht und Ordnung durchgeht. Ein paar trottelige Kleinkriminelle haben sich übernommen und (mit dem üblichen »todsicheren« Plan natürlich) eine illegale Pokerrunde überfallen. Weil das keinen guten Eindruck macht und den Geldfluss in die Kassen der Mafiosi unterbricht, muss nicht nur den Beteiligten, sondern vor allem allen Glücksspielwilligen im Land gezeigt werden, dass niemand mit so etwas durchkommt. Also wird ein Killer angeheuert, ein Prügelkommando losgeschickt, viel Blut vergossen und nebenbei über Honorare (und Spesenrechnungen!) für Mord und Totschlag verhandelt.

Brad Pitt, schon bei Andrew Dominiks eiskaltem Spätwestern »Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford« mit Gewehr und strähnigen Haaren dabei und auch diesmal wieder als Produzent beteiligt, ist hier der Profikiller mit kühlem Durchblick, sanfter Stimme und bitterbösem Pragmatismus. Ein paar der üblichen Verdächtigen (Ray Liotta, James Gandolfini) spielen Killer und Mafiosi. Sam Shepard hat einen zupackenden Kurzauftritt, und Richard Jenkins erweist sich auch als nachgeordneter Mafia-Bürokrat mit begrenztem Entscheidungsspielraum wieder einmal als ein Darsteller, dem man gern bei der Arbeit zusieht.

Das Fazit des Films aber ist ernüchternd: Amerika, das Land der Freien und Tapferen? Mitnichten. Die USA, keine Nation, geeint vom hehren Ideal der Gleichheit, sondern nichts als ein schnödes Geschäftsmodell. Das Land, dem Obama sein zweckoptimistisches »Yes, We Can!« entgegenschmetterte: nicht viel mehr als eine Brache voller Müll. So jedenfalls sieht es der Auftragskiller. Und der behält das letzte Wort, unwidersprochen.

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