Endlich mal den Trainer verstanden

Hertha BSC ist auch nach dem 1:1 gegen Köln noch im Soll, Montag geht es nach Cottbus

  • Lesedauer: 3 Min.
Mit einer beeindruckenden Trauerchoreographie und zwölfminütigem Schweigen beteiligten sich auch die Anhänger von Hertha BSC am Donnerstagabend im Olympiastadion an den bundesweiten Protesten. Nach dem 1:1 vor 34 000 Zuschauern gegen den 1. FC Köln sprach der Berliner Stürmer SANDRO WAGNER über Druck, Geld und Fans.

nd: Ist ein Punkt zu Hause gegen Köln im Aufstiegskampf zu wenig?
Wagner: Nein. Wir hatten uns natürlich mehr erhofft, aber Köln hat das gut gemacht. Sie haben uns früh gestört und uns nicht zur Entfaltung kommen lassen.

Woran lag es denn genau?
Wir haben in der 2. Halbzeit nach vorn nicht mehr gut gespielt und zu viel dem Zufall überlassen. Wir haben gesehen, dass die 2. Liga einfach kein Selbstläufer ist und wir uns immer wieder neu beweisen müssen.

Wie lautet Ihre Bilanz nach dem letzten Heimspiel der Hinrunde?
Wir können zufrieden sein. Wir haben als Zweiter eine gute Punktzahl und liegen im 2-Punkte-Schnitt. Mit dem steigt man hundertprozentig auf, deswegen sind wir im Soll. Jetzt kommt am Montag natürlich noch ein schweres Auswärtsspiel in Cottbus.

Wie haben Sie die Stille in den ersten zwölf Minuten erlebt?
Endlich haben wir mal den Trainer verstanden. Nein, im Ernst, es ist natürlich ungewohnt und komisch. Aber gut, die Fans haben uns das vor dem Spiel erklärt, die Fanvertreter waren bei uns.

Macht es für Sie einen Unterschied auf dem Platz?
Na klar. Es ist natürlich viel schöner, wenn uns die Fans von Anfang an unterstützen. Aber das war ja überall in der ersten und zweiten Liga so. Und wir müssen die Fans respektieren.

Wurde in der Mannschaft über die Fanproteste gesprochen?
Nein, das ist eine Sache von den Fangruppen. Wir haben unsere Aufgabe, die haben ihre Aufgabe.

Auf der Mitgliederversammlung wurde der neue Schuldenstand von 42 Millionen Euro veröffentlicht. Hat das den Aufstiegsdruck auf die Spieler noch mal erhöht?
Nein. Als der Schuldenstand bekanntgegeben wurde, waren wir nicht mehr da. Ich habe das auch gar nicht mitbekommen. Das Geld wird jedenfalls immer pünktlich überwiesen. Und wenn wir aufsteigen, geht es dem Klub auch finanziell wieder besser. Das ist unser Ziel und unsere Aufgabe.

Neben dem Aufstieg versprach Trainer Jos Luhukay vor der Saison Dominanz und schönen Fußball. Die Mannschaft tat sich, auch gegen Köln, aber oft schwer. Ist der Trainer von den anspruchsvollen Zielen etwas abgerückt?
Nein, wir wollen dominant spielen, es klappt nur nicht immer. Woran das liegt, müssen wir besprechen. Wenn ich es wüsste, dann würde ich zum Trainer gehen und ihm das sagen.

Braunschweig ist Herbstmeister. Interessiert Sie das?
Nein, wichtig ist, dass wir am Ende eine Aufstiegsfeier haben, alle glücklich sind und nächstes Jahr - mit allem Respekt - nicht mehr nach Aue fahren müssen, sondern wieder nach Dortmund oder Schalke.

Interview: Alexander Ludewig

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