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Misstrauen überwinden

Martin Kröger über die Messerstecherei an einer besetzten Schule und kritisch-solidarische Berichterstattung

  • Martin Kröger
  • Lesedauer: 2 Min.

Am besten ist, man macht sich selbst ein eigenes Bild vor Ort. Das ist eine klassische journalistische Devise. Dass man dabei wie im Fall der von Flüchtlingsaktivisten und ihren Unterstützern besetzten Schule in Kreuzberg nicht unbedingt mit offenen Armen empfangen wird – damit muss man als Reporter leben. Es ist ja auch kein Wunder angesichts der teilweise doch sehr ungerechten Medienberichterstattung zu den Flüchtlingsprotesten und der Besetzung in den vergangenen Tagen.

Bedauerlich ist das inzwischen von Misstrauen geprägte Verhältnis zwischen Medien und Aktivisten allerdings dennoch: Wenn niemand der Flüchtlinge und der Aktivisten mehr in der Zeitung zitiert werden möchte, ist es nicht mehr möglich, den haufenweise kursierenden Gerüchten entgegenzutreten. Eine kritisch-solidarische Berichterstattung wird unter diesen Umständen unmöglich. Das Feld wird jenen Medien überlassen, die den Flüchtlingsprotesten per se negativ gegenüberstehen. Dabei sind doch die Flüchtlinge auf Öffentlichkeit angewiesen, um ihre politischen Forderungen rüberzubringen. Dabei sollten sie auch offen über die Konflikte sprechen, die es gibt.

Angesichts des Gewaltvorfalls werden nun allerdings die den Aktivisten nicht gewogenen Medien weiter mit großen Lettern Stimmung gegen die Flüchtlinge und die Duldung der Schulbesetzung durch den Bezirk Kreuzberg machen. Es bleibt zu hoffen, dass der Bezirk dem Druck widersteht. Denn dass es Konflikte unter Menschen gibt, die traumatisiert aus anderen Ländern hierher geflüchtet sind, sollte eigentlich niemand überraschen. Und dass es unter miesen Lebensbedingungen zu Gewalt kommen kann, ebenfalls nicht. Andernorts in dieser Stadt passiert das ja auch ständig.

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