Arbeit unter Lebensgefahr

Philippinen: Bereits 21 tote Naturschutz-Ranger seit Holzeinschlagsverbot vor gut zwei Jahren

  • Thomas Berger
  • Lesedauer: 3 Min.
Regierung und Öffentlichkeit auf den Philippinen sind bestürzt über den Mord an einem Ranger. Der Vorfall am Neujahrstag erhöht die Liste der Todesopfer seit dem Ende 2010 verhängten Verbot des Holzeinschlags.

Alfredo Almueda (59) hatte keine Chance. Die Kugel traf ihn direkt in den Kopf, als zwei Männer überraschend das Feuer auf den Mitarbeiter der Forstverwaltung eröffneten. Der grausige Vorfall ereignete sich an einem Kontrollpunkt, wo der Mann einen mit Holz beladenen Transporter unter die Lupe nehmen wollte. Seit zwei Jahren nämlich sind Fällungen in den wenigen verbliebenen Gebieten ursprünglichen Regenwaldes landesweit verboten. Ein ehrgeiziges Gesetz, das aber nur schwer umzusetzen ist und jene, die damit an vorderster Front betraut sind, in Lebensgefahr bringt.

Schon vor Almueda haben 20 seiner Kollegen ein ähnliches Schicksal erlitten. Schließlich geht es um erhebliche Profite. Da zählt ein Menschenleben für die Holzfäller und deren Auftraggeber nicht viel. Und obwohl es vereinzelt Fälle von Korruption geben mag, so dass Offizielle gegen eine gewisse Zahl von Geldscheinen die Augen vor dem illegalen Tun verschließen, führen die gerade mal 2000 Ranger in der Masse einen sehr ungleichen Kampf gegen ein kriminelles Geflecht, das auf erhebliche Ressourcen zurückgreifen kann.

»Wir verurteilen auf das Schärfste die Tötung eines weiteren Mitarbeiters unserer Behörde«, ließ zwar Umwelt-Staatssekretär Ramon Paje einen Tag nach dem Mord seinem Unmut in einer Erklärung freien Lauf. Das Statement drückt aber nicht nur zwischen den Zeilen die Hilflosigkeit aus, solche Morde zu unterbinden. Vor allem ist es eine schale Solidaritätsadresse an die Ranger, die für ein Gehalt von weniger als 300 Dollar monatlich täglich ihre Haut zu Markte tragen. Ein zumeist alter Revolver, über den sie verfügen, bietet kaum Schutz gegen die Banden mit modernen automatischen Gewehren.

Von den einst ausgedehnten Wäldern, die früher die philippinischen Inseln bedeckten, ist nur noch wenig übrig, was nun per Gesetz besonders geschützt werden soll. Mehr als die Hälfte der ursprünglichen Wälder wurde bereits im 20. Jahrhundert abgeholzt. Neben einigen nachgepflanzten Flächen, die aber nicht annähernd den Artenreichtum des originalen Regenwaldes besitzen, erstreckt sich dieser nur noch über 7,6 Millionen Hektar.

An guten Absichten der seit 2010 amtierenden Regierung von Präsident Benigno »Noynoy« Aquino mangelt es nicht, auch den Kampf gegen die verbreitete Korruption hat der Staatschef bald nach Amtsantritt ausdrücklich ausgerufen. Die Mühlen aber mahlen langsam, und bereits in einem Zeitungsbeitrag vom Oktober vergangenen Jahres hatte Staatssekretär Paje erklärt, dass wenigstens acht einflussreiche Bürgermeister größerer Ortschaften mutmaßlich ihre schützende Hand über die Holzmafia hielten. Das sind fragwürdige Beziehungen, die zwar untersucht werden, wo aber kaum schnelle Ergebnisse zu erwarten sind. Und von den 20 früheren Ranger-Morden ist erst in einem Fall ein einzelner Verdächtiger ermittelt worden.

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