Nicht auf Augenhöhe

Umfrage geprägt von Krise

Egal, ob es um seltsamste deutsche Verkehrsschilder oder den jährlichen Baguette-Wettbewerb in Paris geht, die Arte-Sendung Karambolage tut viel, um Deutschen und Franzosen die jeweils eigenartigsten Auswüchse der anderen Kultur näher zu bringen. Der deutsch-französische Sender, der 1992 das erste Mal auf Sendung ging und auf einem zwischenstaatlichen Vertrag fußt, hat die Élysée-Feierlichkeiten zum Anlass genommen, um zu fragen, was sich Deutsche und Franzosen abseits aller Staatsraison heute zu sagen haben.

Die gute Nachricht zuerst: 80 Prozent der 25 000 Befragten mögen das jeweils andere Land. So weit, so Élysée. Ganz repräsentativ ist die Umfrage jedoch nicht. An ihr haben nur Menschen teilgenommen, die entweder über Arte oder eine der anderen beteiligten Rundfunk- und Fernsehanstalten davon erfahren haben.

Obwohl also zuhauf frankophile Deutsche oder germanophile Franzosen die 28 Fragen beantwortet haben, fördern sie doch einige Verstimmungen zutage. So sind die deutsch-französischen Beziehungen geprägt von einer asymmetrischen Wahrnehmung, die mit dem europaweiten Deutschlandbild übereinstimmt. Von einer Partnerschaft auf Augenhöhe ist eher nicht die Rede. Sowohl Franzosen als auch Deutsche sind sich einig, dass Deutschland nicht nur wirtschaftlich, sondern auch politisch die dominierende Rolle in der EU spielt. Ihr eigenes Land sehen die Franzosen in beiden Bereichen nur auf Platz zwei. Das hart erkaufte und scheinbar krisenfeste »Modell-Deutschland« strahlt aus. Fast 60 Prozent der befragten Franzosen könnten sich mittlerweile vorstellen, in Deutschland zu arbeiten. Nicht verwunderlich, seit das französische Wirtschaftswachstum gegen null tendiert und die Regierung angekündigt hatte, in diesem Jahr Milliardenbeträge einzusparen. Die Arbeitslosenquote liegt bei über zehn Prozent.

Aber: Immerhin denken sowohl die Hälfte der Deutschen als auch 50 Prozent der Franzosen nicht mehr an Krieg, wenn es um das Verhältnis zueinander geht.

Alle Ergebnisse der Studie unter: www.arte.tv/de/

frankreich-deutschland-und-sie/ 7167908.html

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