Meinten Sie: Vorstrafenregister?

Google wirbt für fast alles –auch für Rassismus

  • Fabian Köhler
  • Lesedauer: 2 Min.
„Wurden Sie jemals verhaftet?“ Mit solchen und ähnlichen Sätzen werden Menschen, die einen „schwarz klingenden Namen“ bei Google eingeben wesentlich häufiger konfrontiert als jene mit „weiß klingenden Namen“. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Uni Harvard.

Die Harvard-Professorin Latanya Sweeney untersuchte in einer Studie über „Diskriminierung in Online-Werbeanzeigen“ das Google-Anzeigenprogramm „AdWords“. Dabei stieß sie auf den scheinbar rassistischen Algorithmus des Suchmaschinenbetreibers. Auffällig oft erschien beim googlen ihres eigenen Namens die Werbeanzeige eines Anbieters, der ihr versprach Einblick in ihr eigenes Vorstrafenregister nehmen zu können. Nach insgesamt 2000 „schwarz und weiß klingende Namen“ suchte Sie daraufhin. Als Grundlage dienten Namen, die in den Jahren 1974 bis 1979 in Massachusetts an schwarze und weiße Babys vergeben wurden. Das Ergebnis: Namen wir Ebony, Shanice oder Leroy führten in 60% aller Fälle zu Werbeanzeigen, die suggerierten, dass es sich bei den Personen um Straftäter handle. Bei Namen wie Jack, Kristen oder Brad waren es hingegen lediglich 48%.

Die Problematik, die sich aus solchen Anzeigen ergibt, beschreibt Sweeney in Ihrer Arbeit:

„Vielleicht geht es um eine Auszeichnung, ein Treffen eine Beförderung oder einen neuen Job oder Sie sind eine Vertrauensperson wie ein Professor, ein Arzt, ein Banker, ein Richter, ein Manager oder ein ehrenamtlicher Helfer, vielleicht schließen Sie einen Mietvertrag ab, verkaufen etwas, beantragen einen Kredit, treten einem Verein bei, begegnen neuen Freunden, lernen jemanden kennen oder im Falle hunderter anderer Umstände, in denen jemand online nach Ihnen sucht. Neben der Liste Ihrer Errungenschaften erscheint dann eine Anzeige, die impliziert, dass sie vorbestraft sind.“

Google streitet den Vorwurf des Rassismus hingegen ab. Gegenüber dem britischen Online-Magazin Wired.co.uk sagte eine Sprecherin des Konzerns: „AdWords führt kein Racial Profiling durch. … Es obliegt dem individuellen Werbeanbieter zu entscheiden, welche Schlagwörter er mit seinen Anzeigen verbinden will.“ Auch Sweeney selbst äußert in Ihrer Arbeit die Vermutung, dass nicht Google allein die Schuld trage. Stattdessen habe Google vielleicht einfach darauf reagiert, dass solche Namen häufigser im Zusammenhang mit Straftaten angeklickt werden. Besser macht dies die Sache freilich: Der Suchalgorithmus wäre in diesem Fall ein virtueller Spiegel realer gesellschaftlicher Vorurteile.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal