Nervenkrieg um Falklandinseln

Argentinien reizt London: In 20 Jahren gehören die Inseln uns

  • Reiner Oschmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Ein neuer Waffengang wie 1982 droht vorläufig nicht, doch unterhalb dieser Schwelle geht es heiß her: Der Dauerkonflikt Argentinien - Großbritannien um die Falklandinseln im Südatlantik erlebt mit diplomatischen Scharmützeln einen neuen Nervenkrieg - das alles kurz vor einem für März vorgesehenen Referendum.

Die 14 000 Kilometer von Britannien und 400 Kilometer von Argentinien entfernt lebenden Insulaner sollen in einer Volksabstimmung kundtun, ob sie britisches Überseegebiet mit eigener Verwaltung bleiben oder ihren Status ändern wollen. Es gilt als sicher, dass die Inseln mit ihren knapp 3000 ständigen Bewohnern (meist walisischer und schottischer Abstammung), einer halben Million Schafen und einer Dreiviertelmillion Pinguine massiv ihre Bindung an Britannien betonen werden.

Argentinien passt das Referendum nicht. Dies ist einer der Gründe, weshalb die Regierung momentan verstärkt versucht, die Auseinandersetzung anders zu akzentuieren. Jüngstes Beispiel war der London-Besuch von Außenminister Hector Timerman in der abgelaufenen Woche. Er belegte die Unvereinbarkeit der Positionen beider Länder und endete faktisch im Eklat: Während der britische Außenminister William Hague darauf bestand, Repräsentanten der Falklands-Lokalverwaltung zu bilateralen Gesprächen hinzuzuziehen, verlangte Argentiniens Chefdiplomat alleinige Verhandlungen zwischen Buenos Aires und London und erklärte die anstehende Insel-Volksbefragung provokant für »bedeutungslos«.

Timerman bezichtigte Britannien wegen seines Drangs nach großen Öl- und Erdgasvorkommen rund um den Falkland-Archipel, den Südatlantik zu militarisieren. Mangels hochrangiger Gesprächspartner aus der britischen Regierung äußerte er in der argentinischen Botschaft in London seine Überzeugung, Großbritannien werde absehbar gezwungen sein, einer Übereinkunft zuzustimmen, die die Interessen Argentiniens gegenüber der Inselgruppe berücksichtige, die in seinem Land »Las Malvinas« heißen. »Ich glaube nicht, dass dies noch mal 20 Jahre dauern wird. Die Welt begreift immer besser, dass wir es hier mit einem kolonialen Thema, einem Kolonialismusproblem zu tun haben. Wir haben kein Verständnis für die Besetzung fremder Territorien, und auf den Malvinas stellt sich die Okkupation fremden Landes dar«, so Timerman. Er fügte hinzu, Argentinien sehe keine Veranlassung, die Falkland-Bewohner zu überzeugen. »Die Vereinten Nationen sagen, hier bestehe ein Konflikt zwischen Argentinien und dem Vereinigten Königreich. Wir brauchen nur das Völkerrecht anzuwenden und die UNO-Resolutionen zu respektieren; wenn nicht, wird die UNO zu einem Gremium, das sich nur als nützlich erweist, wenn es die Mächtigen unterstützt.«

Britannien weist das kategorisch zurück. Es könne keine Verhandlungen über die Neubestimmung der Falkland-Souveränität geben, solange die Inselbewohner dies nicht selbst wünschten. Barry Elsby, Mitglied der gesetzgebenden Versammlung der Falklands, verurteilte Argentiniens Auffassung, die Falklands seien britische Kolonie. »Wir sind keine Kolonie. Unsere Beziehung mit dem Vereinigten Königreich beruht auf freier Wahl«, sagte er. »Anders als die Regierung Argentiniens respektiert das United Kingdom das Recht unserer Bewohner, ihre eigenen Angelegenheiten zu bestimmen, ein Recht, das in der UN-Charta verankert ist, aber von Argentinien ignoriert wird.«

Der Streit ums Prinzip - und ums Öl - geht weiter.

nd-Karte: Wolfgang Wegener

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