SDS, KPD/AO, »taz«

Christian Semler tot

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Was wird einer, dessen Mutter Kabarettistin und dessen Vater Mitbegründer der CSU ist? Was tut man mit solch einer biografischen Last, wenn man im jugendlichen Furor politisch links zu denken beginnt? Man tut das revolutionärste, was für jemanden dieses Standes in Deutschland (West) der 1950er Jahre denkbar war - man wird Sozialdemokrat. Christian Semler trat 1957 der SPD bei - und zwei Jahre später schon wieder aus. Ein Lebenslauf in Organisationssprüngen: Mitarbeit im SDS, in der APO, nach deren Zerfall Mitgründer und führender Kopf der Kommunistischen Partei Deutschlands (Aufbauorganisation), von anderen Linken spöttisch auch KPD-A-Null genannt. Zwischen 1970 und 1980 propagandistische Kärrnerarbeit. Dann das zweite Leben: freier Journalist, ab 1989 »taz«-Redakteur, schließlich schreibender Rentner. Einer, der noch das Glück der frühen Geburt, ergo einer finanziell abgesicherten Altersphase hatte. 2006 schrieb er über das, was die Nachgeborenen erwartet: »Wenn der Staat systematisch die Pfeiler untergräbt, auf denen Lebensplanung ruhte, wird er nicht neuen individuellen Wagemut ernten - sondern Verzweiflung.«

In der Nacht zum 13. Februar verstarb Christian Semler im Alter von 74 Jahren. jam

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