Blick auf den gesamten Lebenszyklus

Nachhaltiges Bauen und Wohnen

  • Lesedauer: 3 Min.
Viele Bauherren setzen heute auf das Konzept einer zukunftsfähigen nachhaltigen Bauweise - nicht zuletzt wegen der Energiepreisspirale. Die steht nach Ansicht der Wüstenrot Bausparkasse für eine wohngesunde, in hoher Güte ausgeführte, ressourcenschonende sowie klimaneutrale Hausarchitektur mit äußerst geringem Heizwärmebedarf. Die Nachhaltigkeit bezieht sich also nicht nur auf den Bau eines Hauses, sondern auch auf dessen Bewohnen.

Der Begriff »Nachhaltiges Bauen und Wohnen« umfasst die Kosten sowie die Folgekosten für den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes. Die noch ungewohnte Betrachtung soll zeigen, dass ein Haus in allen Phasen seiner Existenz Kosten verursacht und die Umwelt verändert: Zunächst braucht es Bauland, dann wird es errichtet, anschließend genutzt und irgendwann einmal abgerissen. Für eine nachhaltige Rechnung reicht es nicht mehr aus, ausschließlich die Herstellungskosten eines Hauses sowie den Planungs- und den Bauablauf zu berücksichtigen.

Werkstoffe unter die Lupe nehmen

Ein »nachhaltiges« Konzept beginnt nicht erst an der Baugrube für ein neues Wohnhaus oder bei der Planung einer Sanierung eines Altbaus. Schon bei der Auswahl des Baumaterials trennt sich die Spreu vom Weizen, weil zu diesem Zeitpunkt der Energie- und Rohstoffeinsatz bewertet wird. In dieser Hinsicht besteht zwischen konventionellen und nachwachsenden Werkstoffen ein erheblicher Unterschied. Sie müssen, wie etwa das Brennen von Ziegelsteinen, teilweise aufwendig hergestellt und schließlich allesamt mit Transportmitteln auf die Baustellen gebracht werden.

Bei der Dämmung zum Beispiel punkten Werkstoffe aus Naturfasern wie Hanf oder Zellulose sowohl beim winterlichen Wärmeschutz als auch beim sommerlichen Hitzeschutz. Sie sind kapillaraktiv, was nichts anderes heißt, als dass sie Feuchtigkeit aufnehmen und wieder abgeben können. Somit wird die Bildung von Pilz und Schimmel unterbunden. Sanierungsarbeiten fallen künftig weg.

Ähnlich ist es bei der Wohngesundheit. Für Personen, die unter Allergien leiden, hat gesundes Wohnen und die Prävention gegen Wohngifte und Schimmel ein anderes Gewicht als bei widerstandsfähigeren Menschen. Alternative Materialien, etwa Gips, haben hier im Vergleich zu altbekannten Produkten wie Folien, Chemikalien oder lösemittelhaltige Putze und Farben eindeutig die Nase vorn.

Zur Gesamtbetrachtung eines nachhaltigen Bauwerks gehört auch der Verwertungskreislauf, der das Material nach dessen Entsorgungs- beziehungsweise Recycling-Eigenschaften taxiert. Mancher Werkstoff, der bei der Produktion eine Menge Energie verschlingt und dadurch zunächst schlechter eingestuft wird, kann verlorenes Terrain bei seiner Wiederverwertung zurückgewinnen. So werden etwa Dachziegel und Ziegelsteine aus einem Abbruchgelände zu Granulat für den Straßenbau geschreddert, zu Pflanzsubstrat gemacht oder für die Herstellung von Belägen für Tennisplätze verwendet. Restholz vom Rückbau eines nicht mehr renovierungsfähigen Wohnhauses wird als Holzfaserplatten oder Laminatpaneele weiter verwendet. Die Spanplatte, mit der man heute die Wände verkleidet, wurde möglicherweise aus alten Holzfenstern hergestellt.

Ökologie und Ökonomie in Einklang bringen

Im Unterschied zu früher kümmern sich heutige Häuslebauer bereits in der Planungsphase intensiver um ihre künftige Immobilie. Sie möchten beispielsweise wissen, wie sicher und langlebig natürlich erzeugte Baustoffe sind, wie es mit dem Brandschutz steht, welche baubiologischen Vorteile sie wirklich haben und ob es eventuell auch Nachteile zu beachten gibt. Schafswolle ist beispielsweise als Dämmung einwandfrei ökologisch und nachhaltig. Aber wenn die Dämmung mit Nässe in Berührung kommt, kann Schimmelbildung nicht ausgeschlossen werden.

Ein nachhaltig erbautes Haus muss aber auch bezahlbar sein. Außerdem soll es in seiner Umgebung nicht als Fremdkörper wirken. Und nicht zuletzt darf der Bewohner zu keiner Zeit das Gefühl bekommen, in einer Immobilie zu sitzen, die eher Bauingenieuren, Umwelttechnikern und Ressourcen-Spezialisten als Experimentallabor dient. Sie muss für die Bewohner ein Refugium bleiben, in dem sie sich wohlfühlen.

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