Streit im deutschen Eisschnelllaufteam

Management von Stephanie Beckert droht mit Teamboykott bei der WM

  • Frank Thomas, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Wieder einmal haben Äußerungen von Claudia Pechstein für mächtig Wirbel im deutschen Eisschnelllaufteam gesorgt. Jetzt fordert das Management von Stephanie Beckert Konsequenzen des Verbands und droht mit einem WM-Boykott im Teamwettbewerb. Doch der Präsident bleibt gelassen.

Zehn Tage vor den Weltmeisterschaften in Sotschi fliegen im deutschen Eisschnelllaufteam die Fetzen. Nach den Attacken von Claudia Pechstein auf Teamgefährtin Stephanie Beckert hat das Management der Olympiasiegerin aus Erfurt sofortige Konsequenzen angekündigt. »Nach dem, was in Heerenveen vorgefallen ist, sehe ich im Moment keine Chance, dass Stephanie bei der Teamverfolgung der WM in Sotschi mit Frau Pechstein auf dem Eis steht«, erklärte Jochen Habermaier von Beckerts Vermarktungsfirma am Sonntag.

Nach dem Teamrennen beim Weltcupfinale in Heerenveen hatte Pechstein der Teamgefährtin »Arbeitsverweigerung« vorgeworfen und dies am Tag darauf auf ihrer Facebook-Seite bekräftigt. Beckert wollte diese Äußerungen nicht kommentieren und ließ ihr Management sprechen. »Wir fordern vom Verband eine klare Stellungnahme pro Beckert. Die Aussagen entlarven den Charakter von Frau Pechstein. Ihre Äußerungen widersprechen Fairplay und Respekt innerhalb einer Mannschaft«, kritisierte Habermaier.

Für das beste Resultat in Heerenveen sorgte Sprinterin Jenny Wolf, der am Freitag über 500 Meter der 61. Weltcupsieg ihrer Karriere gelungen war. Nach Platz vier am Sonntag landete sie im Gesamtklassement hinter Lee Sang-Hwa (Südkorea) auf Platz zwei. Den gleichen Gesamtrang sicherte sich Claudia Pechstein auf den langen Strecken mit Platz vier über 3000 Meter am Samstag. Danach hielt sie an ihrer heftigen Beckert-Kritik fest. »Ich bin mit dem gesamten Auftritt von Steffi nicht zufrieden«, sagte die 41-Jährige und fügte überraschend hinzu: »Ich brauche den Zoff nicht, ich habe den Zoff nicht gemacht.«

Cheftrainer Markus Eicher und Teamchef Helge Jasch kündigten an, das Problem »intern« aus der Welt schaffen zu wollen. Hingegen fand Sprint-Bundestrainer Thomas Schubert deutliche Worte: »Da muss jetzt Tacheles geredet werden.« Bei den Teamgefährtinnen sorgte der Streit für Unverständnis. So meinte Monique Angermüller, man hätte zu einem solchen Konflikt nicht auf Facebook Stellung nehmen sollen.

Hingegen wollte Gerd Heinze, der Präsident der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft, am Sonntag kein Machtwort sprechen und äußerte sogar gewisses Verständnis für Pechstein. »Das alles hat ja eine Vorgeschichte. Und Claudia hat nun mal einen professionellen Anspruch, der zu emotionalen Ausbrüchen geführt hat. Aber sie hätte das diplomatischer machen müssen«, räumte Heinze ein. Pechstein hatte zuvor moniert, dass Beckert im Vorfeld kein gemeinsames Training mit dem Team bestritt. »Ich denke, Stephanie sieht das selbst alles nicht so verbissen. Sie sind erwachsene Frauen und sollten den Streit jetzt beenden und sich auf die WM fokussieren«, forderte Heinze.

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